Erste Ergebnisse der Befragung Menstruationszyklus im Leistungssport

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25.04.2023 | 12:29 Uhr
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In den vergangenen Monaten wurde zum Menstruationszyklus im Sport eine Umfrage des IAT unter deutschen Trainer*innen durchgeführt, um zukünftig das Bewusstsein für die Bedeutung der gynäkologischen Gesundheit zu fördern und Forschungsfragestellungen für weitere sportwissenschaftliche Projekte zu identifizieren.

Nun wurde die Umfrage ausgewertet und die Ergebnisse in drei Übersichtsposter zusammengefasst (siehe unten im Anhang). Dabei gibt es jeweils ein Übersichtsposter für Sportlerinnen und Trainer:innen, indem der Wissenstand über den Menstruationszyklus, die hormonelle Verhütung und die Triade der Sport treibenden Frau bzw. dem RED-S, die Kommunikation über und die subjektiv wahrgenommene sportliche Leistungsfähigkeit im Menstruationszyklus dargestellt werden. Das dritte Poster gibt einen Überblick über die gynäkologische Gesundheit der Sportlerinnen.

Zusammenfassung Wissen

Prinzipiell können Basisfragen zum Menstruationszyklus & hormonelle Verhütung sehr gut von den Teilnehmer:innen beantwortet werden, während sich mit zunehmenden Schweregrad der Fragen Wissensdefizite deutlicher zeigen. Dazu fehlt es an dem Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Menstruationszyklusstörungen, einem Energiedefizit/RED-S und dem Risiko für Osteoporose. Im Wissensstand gibt es nahezu keinen Unterschied zwischen Trainer:innen und Sportlerinnen.

Zusammenfassung Kommunikation

Generell scheint die Kommunikation über den Menstruationszyklus ausbaufähig zu sein. Aktuell sprechen knapp 20 % der Sportlerinnen mit ihrem/ihrer Trainer:in über Themen in Bezug auf ihren Menstruationszyklus. Ein wichtiger Faktor für Sportlerinnen der ein Gespräch über den Menstruationszyklus ermöglicht, ist dabei die Vertrauensbasis.

Bei den Trainer:innen geben immerhin 30 % an, dass der Menstruationszyklus ein Thema in der Kommunikation mit der Athletin ist. Dabei werden verschiedene Gründe genannt, der häufigste Grund, warum im Trainingsalltag darüber gesprochen wird, sind wahrgenommene negative Begleiterscheinungen.

Zusammenfassung Leistungsfähigkeit

Die Sportlerinnen berichten, dass die subjektiv wahrgenommene sportliche Leistungsfähigkeit, vor allem während der Regelblutung und einige Tage davor verringert ist (vor allem in den Aspekten Motivation und Emotion). Eine gesteigerte subjektive Leistungsfähigkeit nehmen Sportlerinnen in der späten follikulären Phase und nach dem Eisprung wahr. Es scheint jedoch schwieriger positive Veränderungen innerhalb des monatlichen Zyklus wahrzunehmen, als negative.

Zusammenfassung gynäkologische Gesundheit

Teilweise gibt es nur sehr geringe Teilnehmerzahlen innerhalb der Sportart, insbesondere unter den Nutzerinnen der hormonellen Verhütung. Die Ergebnisse beziehen sich deshalb nur auf die Sportlerinnen, die teilgenommen haben. Daher ist es nicht möglich allgemeingültige Aussagen für die gesamte Sportart zu treffen.

Ein Aspekt der gynäkologischen Gesundheit ist die Nutzung hormoneller Verhütungsmittel. Unter den Befragten Sportlerinnen nutzen 30 % hormonelle Verhütungsmittel. Die häufigsten Gründe für die Nutzung sind neben der Sicherheit der Verhütungsmethode, die Planbarkeit der Regelblutung und die Schmerzlinderung.

Unter den Sportlerinnen, die nicht hormonell verhüten, haben aktuell knapp 30 % der Sportlerinnen, Störungen in der Regelmäßigkeit des Menstruationszyklus, wie zum Beispiel Oligomenorrhoe (Zykluslänge > 35 Tage) oder Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung für min. 3 Monate oder Menarchealter = 16 Jahre). Zählt man dazu auch die Sportlerinnen, die in der Vergangenheit davon betroffen waren, hatten 70 % eine Oligomenorrhoe und 45 % eine Amenorrhoe.

Diese alarmierenden Zahlen zeigen, dass es sinnvoll und notwendig ist, die gynäkologische Gesundheit bei Sportlerinnen zu berücksichtigen. Ebenso wichtig ist es Sportlerinnen und Trainer:innen über die Thematik (besser) zu informieren.

Ausblick

Hierfür könnte ein erster Ansatzpunkt sein, in den Sportverbänden und der Trainerakademie Wissensaspekte über die Themen „Frau im Leistungssport“ in die Ausbildungsprogramme für Trainer:innen zu integrieren.

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