Gelebte Sportartspezifik - Teil 2
Ein gut organisiertes und strukturiertes Krafttraining zeichnet sich immer durch eine Ist-Standanalyse der Trainingsgruppe aus. Das bedeutet, neben den wichtigen Gesprächen mit den Trainern aus der Sportart, bezüglich der bereits absolvierten Trainingsmethoden und Belastungsnormativen, steht die bereits viel zitierte Übungsqualität und Übungsauswahl eine wichtige Rolle. Diese beiden wichtigen Parameter können nur durch eine Besichtigung des Krafttrainings vor Ort bewertet werden. Gemeinsam mit dem Sportwissenschaftler Daniel Bukac machte ich mich auf den Weg nach Furtwangen in das Skigymnasium des Deutschen Skiverbands. Hier wurde in einer kleinen Theorieeinheit die gesamte Trainingsgruppe auf die neuen „Krafttrainingsinhalte“ vorbereitet. Die anschließende Praxiseinheit zeigte deutliche Defizite in den Bewegungsausführungen der komplexen Langhantelübungen. Einfache Langhantelübungen wie Kreuzheben und Kniebeuge konnten jedoch als stabil bezeichnet werden.
Diese Einordnung in verschiedene Fertigkeitsstufen hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Trainingsplanung. Die Planung wird demnach in Bezug auf die Belastungskonfiguration in zwei Bereiche aufgeteilt.- Der erste Bereich beinhaltet alle progressiven und trainierbaren (stabil abzurufende Strukturen) Trainingsübungen.
- Der zweite Übungspool wird im Schwerpunkt als Lernübung betrachtet und bekommt somit keine klare Festlegung der Intensität gemessen am RPM (One Repetition Power Maximum).
Der Einwand einer möglichen „Zeitverschwendung“ bezogen auf die Zielstellungen im Hypertrophie- und IK-Training scheint im ersten Moment berechtigt. Doch die Erfahrungen der Krafttrainer zeigen, dass zum einen eine Gewichtssteigerung bei mangelhafter Bewegungsausführung kontraproduktiv für die Leistungsentwicklung darstellt und zum anderen in den Lernphasen auch mit leichten Lasten neuronale Anpassungen stattfinden, die sich im Nachgang noch sehr hilfreich zeigen können.
Mit den nötigen Informationen in der Tasche traten die Referenten die Heimreise nach Heidelberg an. Die Trainingsplanung mit der ersten kleinen Schwerpunktsetzung Hypertrophie (4 Wochen) konnte nun auf den Weg gebracht werden. Flankierend dazu wurde vereinbart, dass der verantwortliche Stützpunkttrainer in regelmäßigen Abständen Videoclips mit einer Überprüfung der technischen Bewegungsausführungen an uns mit der Bitte um Bewertung übermittelt.
Wir bleiben am Ball!
Hier gehts zum ersten Teil der Serie "gelebte Sportartspezifik".