Differenzielles Lernen beim Technikerwerbstraining im Tischtennis –Auswirkungen auf die technisch-taktischen Parameter am Beispiel des Vorhandtopspin im Anfänger- und Fortgeschrittenenstadium

Der Einstieg in den Nachwuchsleistungssport im Tischtennis erfolgt seit geraumer Zeit zunehmend mit einem immer jüngeren Alter. Dadurch sollen die Trainingsumfänge frühzeitig erhöht werden, um den Anschluss an die anderen Tischtennisnationen aufrecht zu erhalten. Die erhofften Erfolge bleiben jedoch trotzdem häufig aus. Deshalb soll neben der Erhöhung der Trainingsumfänge auch die Trainingsqualität gesteigert werden. Von daher werden in der vorliegenden Arbeit, die traditionellen Trainingsmethoden beim Technikerwerbstraining im Tischtennis dargestellt und deren Problembereiche aufgeführt. Als eine mögliche Alternative hierzu wird das Differenzielle Lernen vorgestellt. Dieses macht sich die natürlichen Schwankungen von Bewegungen für eine positive Entwicklung zunutze. Dabei werden diese natürlichen Schwankungen durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Bewegungsvariationen erhöht. Der Spieler kann sich dadurch selbstorganisierend entwickeln und ist nicht nur ein auszuführendes Organ einer oft fremden Idee (Idealvorstellung), welcher er womöglich gar nicht entspricht. Dass es beim Differenziellen Lernen im Vergleich zu programmorientierten Lernmodellen zu einem größeren Lernfortschritt pro Zeiteinheit kommt, ist schon seit längerem aus Untersuchungen in den verwandten Rückschlagsportarten wie Tennis, Volleyball und Badminton bekannt. Gleichzeitig weisen diese Untersuchungen darauf hin, dass die Vergessensrate pro Zeiteinheit geringer, als bei programmorientierten Lernmodellen ist. Das bedeutet, dass die Leistung auch ohne Training konstant erhalten bleibt bzw. selbst in dieser Phase ohne Training nochmals ansteigt. Welche Auswirkungen das Differenzielle Lernen beim Technikerwerbstraining im Tischtennis aufweist, soll in einer empirischen Untersuchung am Beispiel der der Vorhand-Topspin-Technik untersucht werden. Insgesamt 29 Spieler trainieren diesbezüglich über einen Zeitraum von zehn Wochen nach der differenziellen Lehr- und Lernmethode. Dabei kommt es zu stetigen Variationen in der Bewegungsausführung, zu (fast) keinen Wiederholungen und es findet keine Fehlerkorrektur statt. Die Entwicklung der taktischen Parameter; Platzierung, Rotation und Tempo beim Vorhand-Topspin, werden dabei anhand wissenschaftlicher Testverfahren ermittelt. Ergänzt wird dies durch eine qualitative Bewertung durch 15 Experten, welche die technische Entwicklung vor und nach Differenziellem Lernen beurteilen. Die insgesamt 29 Spieler werden dabei anhand ihres jeweiligen Trainingsalters in vier verschiedene Gruppen aufgeteilt. Dadurch sollte eine Erkenntnis darüber gewonnen werden, wie sich Spieler im Grundlagen-, Aufbau-, Anschluss- und (Hoch-)Leistungstraining beim Technikerwerbstraining nach der differenziellen Lehr- und Lernmethode entwickeln. Die Ergebnisse weisen sowohl bei den taktischen Parametern, sowie auch bei den technischen Merkmalen des Vorhand-Topspins darauf hin, dass es beim Differenziellen Lernen in der 10-wöchigen Aneignungsphase stellenweise zu hochsignifikanten und signifikanten Leistungssteigerungen kommt. Erstaunlich ist dabei, dass es nach der dreiwöchigen Retentionsphase ohne Techniktraining zu weiteren signifikanten und hochsignifikanten Leistungssteigerungen kommt. Das Differenzielle Lernen stellt daher womöglich nicht nur eine mögliche Alternative beim Technikerwerb im Tischtennis dar. In der Leistungssteigerung auch ohne Techniktraining, könnte eine mögliche Steigerung der Trainingsqualität für die Zukunft liegen. Berücksichtigt man, dass ein Tischtennisspieler üblicherweise bereits im Schüler- und Jugendalter, aufgrund vieler Wettkämpfe und Reisen, immer seltener zum Trainieren kommt, läge in einer kleineren „ Vergessensrate“ pro Zeiteinheit eine mögliche Optimierung im Bereich des Trainings.

 

Standorte
Online; Schrank ; Tit25
Ort
Köln
Jahr
2013
Studiengang
DTS 2-18
Autoren
Daniel Behringer