Stress bei Nachwuchstrainern im deutschen Eishockey
Sportcoaching ist eine stressige Aufgabe in allen Altersbereichen und Anstellungs-verhältnissen. In verschiedenen internationalen und nationalen Studien und sportartübergreifend wurde dies bereits erarbeitet. Die vorliegende Arbeit beschäftige sich mit dem Trainerstress im Eishockey-Nachwuchs. Der deutsche Eishockey Bund stellt mit seinem 5-Sterne Programm hohe Ansprüche an die Vereine und deren Trainer. Die Anzahl der Spieler soll sich möglichst immer weiter vergrößern und die Ausbildungsqualität gleichzeitig verbessern. Doch einer sehr hohen Anzahl an Spielern stehen wenig Trainer gegenüber. So kommt teilweise ein einziger Trainer auf über 30 Sportler, was die Ausbildung der Spieler erschwert. Die Eishallen sind teilweise marode, Trainer müssen sich neben der sportlichen Ausbildung um Planung und Dokumentationen kümmern, an den Vorstand berichten und mit Eltern, Beratern und anderen Anspruchsgruppen in Kontakt stehen. Viele Coaches sind dazu im Nebenberuf und Ehrenamt tätig und führen nebenbei andere Tätigkeiten aus. Stress für Eishockey-Nachwuchstrainer wurde daher vermutet und sollte mithilfe einer allgemeinen Stressabfrage (Percieved Stress Scale) ermittelt werden. Ein zweiter forschungsleitender Aspekt war die Ermittlung konkreter Stressoren, die auf Nachwuchs-Eishockeytrainer einwirken. Auch dazu wurden die Trainer befragt.
Die Antworten von 248 Trainern wurden ausgewertet und deskriptiv analysiert. Die Ergebnisse der Umfrage bei deutschen Nachwuchstrainern haben gezeigt, dass sowohl im Nebenamt als auch im Hauptberuf Stress empfunden wird. Die Mittelwerte und Scores des PSS unterscheiden sich in beiden Berufsgruppen aber nur wenig. Der Score ist außerdem auch gerade an der Grenze von wenig bis zu einem moderaten Stresslevel. Dies zeigt zwar, dass generell Stress vorhanden ist, dieser aber nicht in einem höheren Bereich zu liegen scheint.
Bei den Stressoren unterscheiden sich das Haupt- und das Neben-/ Ehrenamt auf den ersten Blick nur sehr geringfügig. In beiden Berufsgruppen spielt vor allem der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle. Dies berichten alle Trainer gleichermaßen, auch wenn die Hauptamtlichen mit diesem Stressor noch etwas mehr konfrontiert sind. Private Zeit ist rar, ein Konflikt mit Familie und Freundeskreis vorprogrammiert. Außerdem fehlt Zeit mit der Mannschaft und den Spielern in der Ausbildung. Erfolgsdruck - sowohl der eigene als noch viel mehr der Druck von außen – ist bei allen Trainern ein Thema und stresst. Bei den Hauptamtlichen und den Profitrainern noch mehr als bei den Nebenberuflichen. Aber auch hier wird ein Erfolgsdruck von außen als stressig empfunden. Das Finden von Personal und die Anzahl an Trainern scheint kein großer Stressor für alle Coaches in allen Anstellungsverhältnissen darzustellen. Auch das Umfeld und die Trainingsmöglichkeiten werden nicht als besondere Stressoren gewertet.
Als Hauptstressoren wurden neben der Corona-Pandemie auch die unterschiedlichen Fähigkeiten der Spieler genannt. Die Werte bei den Nebenberuflichen und Ehrenamtlichen lagen sogar noch über dem sowieso schon hohen Mittelwert der Hauptamtlichen. Weniger stressig sind spielinterne Elemente wie Schiedsrichterentscheidungen oder kippende Momenti gegen die eigene Mannschaft.