Koordinations- und Schnelligkeitstraining in Ballsportarten - Am Beispiel der Damen-Handballmannschaft des TSV Bayer 04 Leverkusen
Das Anforderungsprofil in der Sportart Handball hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die athletischen Anforderungen haben sich deutlich erhöht und Zubringerwerte wie Schnelligkeit, Schnelligkeitsausdauer oder Sprungkraft haben an Wichtigkeit gewonnen. Ein entscheidender Faktor für alle Zubringer und damit auch für die Endleistung in der Zielsportart Handball ist die Koordination. Sie ist die Grundlage, um einerseits ein hohes Niveau in der Schnelligkeit und der Sprungkraft zu erreichen, andererseits um bei einer hohen Spielgeschwindigkeit in alle Richtungen handlungsfähig zu bleiben. Aus diesem Grunde macht es Sinn, der Koordination im Training besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Speziell im Nachwuchsbereich ist es sehr wichtig, eine gute Basis in den Bereichen Koordination und Schnelligkeit zu legen, so dass im Erwachsenenbereich ein solides Niveau in allen Bereichen erreicht werden kann.
Die Koordination wird in sieben einzelne Fähigkeiten aufgeteilt: Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, komplexe Reaktionsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, räumliche Orientierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit und Umstellungsfähigkeit. Mit gezieltem Training dieser einzelnen Fähigkeiten sollen in der Sportart Handball unter anderem folgende Ziele erreicht werden: Verbesserte Voraussetzungen für ein effizientes Techniktraining, Verfügung eines hohen technisch- taktischen Repertoires in variierenden Spielsituationen trotz hoher Geschwindigkeit, Schaffung eines „koordinativen Überpotentials“ für neue kreative Spielhandlungen, Ökonomisierung der Bewegungs- und Handlungsabläufe sowie Prophylaxe von Verletzungen und Rehabilitation nach Verletzungen.
Die Handballmannschaft des TSV Bayer 04 Leverkusen (1. Bundesliga Frauen)
hat in der vergangenen Saison zweimal pro Woche jeweils eine Stunde ein Koordinations- und Schnelligkeitstraining absolviert. Das Training beinhaltete einerseits das klassische Lauf- und Sprung ABC aus dem Bereich der Leichtathletik, andererseits sportartangepasste Koordinationsübungen in Form von Reifen- Koordination oder kombinierte Übungsformen mit Zusatzaufgaben wie RichtungsKoordinations- und Schnelligkeitstraining in Ballsportarten 2 wechsel und Drehungen um verschiedene Körperachsen. Bei den Basisübungen im Lauf- und Sprung ABC stand zunächst die korrekte Bewegungsausführung im Vordergrund, bei den kombinierten Übungsformen war vor allem die Aktionsschnelligkeit wichtig. Grundsätzlich galt es, ganz weg zu gehen von den typischen Handballübungsformen mit Ball und Torwurf, damit die volle Konzentration auf den Koordinationsübungen lag und nicht auf einem Torerfolg. Die verbesserte Koordination und die verbesserte Schnelligkeit dann auf das Spielfeld zu übertragen, muss Aufgabe des Cheftrainers sein.
Um alle einzelnen Fähigkeiten der Koordination abzudecken und immer wieder neu einzufordern, ist eine große Übungsvielfalt notwendig. Jede noch so kleine Variation stellt eine neue Anforderung dar und fordert erneut die volle Konzentration des Sportlers. Die vorliegende Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit in allen Übungsbereichen, denn die kreativen Veränderungen jeder einzelnen
Übung sollte der verantwortliche Trainer vornehmen. Vielmehr sollte diese Arbeit dazu dienen, einen Grundstock an Übungen zu liefern und die Trainer in Ballsportarten zu ermuntern, ein Koodinationstraining eigenverantwortlich durchzuführen.
Die Mannschaft das TSV Bayer 04 Leverkusen schloss die Saison 2008/2009 erfolgreich als Deutscher Vizemeister ab. Die Zusammenarbeit wurde von den Spielerinnen sehr positiv aufgenommen und das gezielte Koordinationstraining wird auch in der folgenden Saison weiterhin zweimal wöchentlich in den Trainingsplan integriert.