Die Wirkungsweise des Lombardschen Paradoxons und seine Bedeutung für die leichtathletischen Wurfdisziplinen

Das Lombardsche Paradoxon tritt auch bei kombinierten oder kompositorischen Bewegungsabläufen auf. Entsprechend den Untersuchungen im Sprint und Radsport ist die paradoxe Arbeit der ischiocruralen Muskulatur dann gegeben, wenn die beiden Enden der dreigliedrigen kinematischen Kette einer Führung oder Fixierung unterliegen. Im Wurfbereich (Kugelstoß, Diskuswurf) sind dies entsprechend der aktive Bodenkontakt und die Trägheit des Oberkörpers mit dem weit zurückgehaltenen Stoß-/Wurfgerät. Sind diese Bedingungen erfüllt, so zeigen auch Fehlerhafte Versuche eine paradoxe Arbeit der ischiocruralen Muskulatur. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, insbesondere den Haltepunkt des rechten Fußes auf dem Boden betreffend, so zeigt die ischiocrurale Muskulatur nicht nur keine paradoxe Arbeitswirkung (Streckung des rechten Knies), ihre Kontraktionsleistung fällt auch weit niedriger aus und kann zur Gesamtvortriebsleistung nur einen
sehr geringeren Beitrag leisten. Die Ergebnisse der Untersuchung sprechen dafür, dass eine sporttechnische Ausführung nahe dem Technikleitbild die höchsten Aktivitäten in der ischiocruralen
Muskulatur und damit die effektivste Vortriebsleistung ermöglicht. Aber auch „fehlerhafte“ Ausführungen können hohe oder gar höchste Kontraktionsleistungen ermöglichen, zeigen dagegen aber geringere Bewegungsamplituden. Dies wirft die Frage der Anwendung derartiger Untersuchungen im Sinne der Individualisierung und Spezialisierung des Trainings von Wurfathleten auf. Ebenso könnte ein
verstärktes Training der rückseitigen Beinmuskulatur zu einer höheren Nutzung der ischiocruralen Muskulatur für die Gesamtarbeits- und Vortriebsleistung in den Stoßund Wurfdisziplinen führen.

 

Standorte
Online; Schrank; Lei83
Ort
Köln
Jahr
2013
Studiengang
DTS 2-18
Autoren
Lutz Klemm