Der Angriff gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften? Analyse der Spielleistung im Handball als Interaktion von Angriffs- und Abwehraktionen am Beispiel der deutschen Männer- Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2013 in Spanien.
Gewinnt der Angriff Spiele und die Abwehr Meisterschaften? Um diese allgemeine Frage zu klären, wurde die Abwehr- und Angriffsleistung sowie deren Kooperation von erfolgreichen Mannschaften betrachtet und leistungsbestimmende Merkmale herausgestellt. Die Angriffsleistung wurde mit etablierten Merkmalen quantifiziert. Für die Abwehrleistung wurden neben den Haltequoten der Torhüter nach inhaltlichen Überlegungen Merkmale aufgestellt, die sowohl Feldspieler als auch Torhütern in ihren Abwehrbewegungen beschreiben. Zur Klärung der avisierten Fragestellung wurden sieben Spiele der deutschen Männer-Nationalmannschaft von der WM 2013 in Spanien ausgewertet und statistisch geprüft.
In den Ergebnissen zeigte, dass sich die 1. Hypothese angenommen werden kann. Demnach zeichnen sich erfolgreiche Mannschaften insbesondere durch eine hohe Effektivität im Angriff aus. Bezogen auf die Abwehrleistung ist für erfolgreiche Mannschaften die Anzahl an positiven Abwehraktionen in nahezu allen Spielsituationen höher als bei nicht erfolgreichen Mannschaften. Zudem zeigte sich, dass sich eine aktivere Abwehrarbeit der Gewinner in einer höheren Anzahl an progressiven Bestrafungen widerspiegelt. Trotz der offensichtlichen Unterschiede zwischen Verlierern und Gewinnern, sind diese nicht praktisch bedeutsam, sodass auch die Hypothese 2 abgelehnt werden muss. In den zusätzlich betrachteten Haltequoten der Torhüter erzielen die gewinnenden Mannschaften signifikant bessere Ergebnisse als die Verlierer. Hinsichtlich der Kooperation zwischen Torhüter und Abwehrspieler lassen sich keine Unterschiede zwischen Gewinnern und Verlierern zeigen. Auch die 3. Hypothese muss demnach abgelehnt werden. Dennoch kennzeichnet sich eine gute Abwehrleitung nicht nur an den Haltequoten der Torhüter, sondern ergibt sie sich auch aus der Kooperation der Abwehrspieler mit den Torhütern, wenngleich dies statistisch nur partiell bewiesen werden konnte.
Anhand der erzielten Ergebnisse ist zu mutmaßen, dass eine sehr gute Zweikampfstärke als leistungsbestimmendes Merkmal für eine gute Spielleistung gesehen werden muss. Daher sollte sie als Trainingskonsequenz gezielter in allen Altersbereichen gefördert und gefordert werden.