Trainer und der Deutsche Qualifikationsrahmen DQR
Der DQR als aktuelles bildungspolitisches Thema betrifft auch den Sport. So hat sich der DOSB u.a. auf seinem diesjährigen Fachforum Bildung im April in Berlin damit befasst. Auf diese Tagung, aber auch auf die Bedeutung für uns als Trainerakademie und unsere Zielgruppe beziehen sich die folgenden Ausführungen (die Empfänger unseres Newsletter und des Trainer-Info-Letter finden eine Version dieses Beitrags auch mit ausführlicheren allgemeinen Ausführungen).
Vorab: Positionierung der Diplom-Trainer-Ausbildung
Wenn der organisierte Sport nicht beizeiten Position in Richtung DQR bezieht, werden das andere für ihn tun, und das wohl eher aus ihrer eigenen Perspektive. Für uns, die Trainerakademie des DOSB, gilt das ganz besonders.
Denn die internationale Konkurrenz nimmt durch die aktuell festzustellenden Anstrengungen in manchen Ländern zur deutlichen Professionalisierung der Trainerqualifizierung erheblich zu, und top-ausgebildete Trainer sind unverzichtbar für die Zukunft des deutschen Spitzensports. Auch eine erträgliche, ausreichend flexible berufliche Langfrist-Perspektive einschließlich der Beschäftigungsmöglichkeiten bspw. als Lehrertrainer gehört dazu. Notwendig dafür ist, gerade für Berufstrainer die angemessene Qualifikation auch in der formalen Bildung zu schaffen. Auf welcher DQR-Niveaustufe Trainer handeln, wurde in der Diskussion und den Vorträgen auch in Berlin genauso verdeutlicht (formal vergleichbar Sportlehrern) wie die besondere inhaltliche Qualifikation in Abgrenzung und speziell ausgerichteter Anwendung der berufsbezogenen Umsetzung in die Praxis.
Die vom DOSB in der letzten Zeit definierte Eigenständigkeit der Trainerausbildung bei gleichzeitiger angemessener Einbindung in das formale Bildungssystem ist dafür unbedingt notwendig und angesichts der beschriebenen internationalen Konkurrenz dringend umzusetzen.
Absichten und Maßnahmen im Deutschen Qualifikationsrahmen
Der DQR will wie eine größere Transparenz und Anerkennung von Qualifikation und Kompetenzerwerb in den verschiedenen Bereichen der Bildung („formale“ Abschlüsse in den staatlich festgelegten Berufen und Studiengängen, non-formale Abschlüsse wie z.B. im Lizenzwesen des Sports, sowie Bildung in informellen Situationen) herstellen. Dafür gibt er u.a. ein System zur Bewertung des Erlernten und Erfahrenen vor. Im Zentrum dieser Einordnung in acht Niveaustufen stehen nicht die sog. Input-Faktoren (Lernzeit, Lernort, Lernkontext), sondern die Lernergebnisse (Outcome). Für alle Niveaustufen sind die zu bewertenden Qualifikationen in den beiden Kategorien Fachkompetenz (unterteilt Wissen und Fertigkeiten, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe) und Personale Kompetenz (unterteilt in Sozialkompetenz und „Selbständigkeit“, hier hat man sich gegen den Begriff Selbstkompetenz entschieden) beschrieben.
Hochschulabschlüsse wurden bereits eingeordnet (Bachelor in Stufe 6, Master Stufe 7, Promotion Stufe 8), berufliche Abschlüsse erst zum Teil. Wichtig zu wissen ist: Es geht „lediglich“ um einen formalen Niveauvergleich. Aus der Zuordnung kann also nicht das Zugangsrecht zu einer Bildungsmaßnahme im nächsthöheren Niveau in einer anderen „Säule“ abgeleitet werden, auch wenn z.Zt. je nach Bundesland Zugänge etwa für Handwerksmeister zum Studium ermöglicht werden. Ganz entscheidend für den Umgang mit dem DQR ist und wird sein, die formalen Einordnungskriterien in dem jeweiligen Bildungsfeld zu validieren. Sprich: was läuft tatsächlich? Es reicht nicht, was auf dem Papier steht.Weitere Informationen: www.deutscherqualifikationsrahmen.de/
DQR im organisierten Sport
Bei der DOSB-Fachtagung stellten die Professoren Sygusch und Dehnbostel verschiedene Aspekte vor, u.a. Ergebnisse einer Erkundungsstudie, wie bspw. die Lizenzstufen nach den Rahmenrichtlinien des DOSB in den DQR eingeordnet werden könnten. Schon die untersuchte C-Lizenz Wettkampfsport wurde bspw. knapp auf Stufe 4 eingeschätzt, B- und A-Trainer dürften sicher höher liegen, und unsere Ausbildung zum Diplom-Trainer/ staatlich geprüften Trainer sicher noch deutlich höher. (Man erinnere sich: der in unseren aktuellen Bemühungen angestrebte Bachelor-Abschluss liegt bei den Hochschul-Einordnungen auf Stufe 6). Und auf der Tagung angesprochene Aspekte über Einordnungen z.B. von sog. Berufspädagogen (Menschen, die andere für einen Beruf ausbilden; was machen eigentlich Trainer, die Nachwuchstalente zu einer Profisportler-Karriere hinführen?) oder die Betrachtung eines gesamten Berufsfeldes mit angemessenen Zuordnungen auf den Bildungsniveaus, aber tätigkeitsspezifisch differenzierten Ausrichtungen ( z.B. Sportlehrer für Schulen vs. Trainer für Freiwillige oder gar Leistungssportler) lassen erahnen, welche Positionierung Trainern angemessen sein sollten.
Was ist vom organisierten Sport zu tun?
Vieles ist sicher noch offen, und insbesondere in den Rahmenrichtlinien aufgeführte, aber zumindest im Sinne des DQR nicht ausreichend konkrete (und outcome-bezogene) Bemühungen zur Evaluation müssten verstärkt werden. Das gilt wohl auch und gerade für das Erfassen (und Ausbilden) personaler Kompetenzen. Das aktuelle Engagement der Trainerakademie in den Arbeitsgruppen des ICCE kann sicher dazu beitragen, die derzeit festzustellenden besonderen Bemühungen in diesen Arbeitsfeldern in anderen Nationen zu erfassen und national als Anstoß einzubringen.
Eine Einordnung der Bildung im organisierten Sport in den DQR erscheint lohnend und sinnvoll, ist aufgrund des Selbstbildes (z.B. 660 Bildungsgänge und über 520.000 Lizenzträger, gesellschaftliche Rolle des Sports, Wirtschaftsfaktor) nur konsequent. Dies ist schaffbar und in vielen Teilen allein schon dann sinnvoll und notwendig, wenn der Standard der Bildungsarbeit (auch ohne DQR) weiterentwickelt werden soll. Dies sollte allerdings (manchmal hörte man in Berlin auch „Beschaulicheres“) sofort und umfassend angehen. Denn: in vielen Bereichen baut sich eine zunehmende kommerzielle Konkurrenz außerhalb des organisierten Sports auf, man denke nur an den Fitness-Bereich mit seinen dort verankerten Bildungsgängen, private Hochschulen mit allen möglichen auch auf den freien Sport zielenden Studiengängen oder auch staatliche Hochschulen mit ähnlichen Ambitionen. Womit wir bei unserem einleitenden Absatz weiter oben wären… -->