Ein wichtiges Merkmale der sportlichen Leistung ist die Energiebereitstellungsfähigkeit. In der Praxis wird auch von Ermüdungswiderstandfähigkeit oder Ausdauer gesprochen. Wird dieser Bereich verbessert, erreichen wir eine besser Erholungsfähigkeit, nicht nur zwischen den Spielen oder Trainingseinheiten. Auch im Spiel kann der Spieler länger seine Leistung halten (Hannou, 2001, Tumilty, 1993).
In einem Spiel bewegen sich die Handballspieler mit durchschnittlichen Herzfrequenzen zwischen 139 (Torwart) und 165 (Außenspieler) Schlägen (Krüger et al. 2014). Die hohen Intensitätswechsel im modernen Handballspiel beschreiben einen Intervallcharakter und weisen auf eine hohe metabolische Belastung hin. Dies zeigen auch die Laktatkonzentrationen vier bis zehn mmol/l (Hannou, 2001, Michalsik et al., 2012). Als Indikator für eine gute Fähigkeit der Energiebereitstellung dient die maximale Sauerstoffaufnahme (VO 2max). Zwischen 2003 und 2006 stieg die durchschnittliche VO 2max in der Deutschen Handballnationalmannschaft um mehr als 20 % und lagen 2006 zwischen 55 und 68 ml kg (Mellwig et al. 2009). Sie bewegen sich damit auf Werte von Fußballern zu. Diese Zahlen verdeutlichen die gestiegene Bedeutung der Energiebereitstellung, den Einfluss der zunehmenden Dynamik des Spiels und die intensivierten Trainingsmethoden. Um dieses Ziel langfristig und auf hohem Niveau zu gewährleisten ist ein Ausdauertraining notwendig. Dabei werden im Ausdauertraining der Spielsportarten grundsätzlich zwei Ziele angestrebt: - trotz Ermüdung Aufrechterhaltung der Leistung/Ermüdungswiderstandsfähigkeit
- Regeneration in Wettkampf und Training
Durch eine Ermüdungswiderstandsfähigkeit wird eine hohe Reaktions- und Handlungsschnelligkeiten selbst zum Ende des Spieles erreicht. Der positive Effekt ist nicht nur die Minimierung von Technikfehlern sondern auch die Vermeidung von Verletzungen.
Welches Training führt zum Erfolg? Die gestiegene Dynamik und Intensität des Handballspiels sind die Gründe für eine verstärkte Bedeutung der Energiebereitstellung und damit verbunden die Erhöhung des VO2 max. Zudem ist ein Zusammenhang zwischen der VO2 max und der saisonalen Spielleistung unbestritten (Helgerud et al., 2001). Doch welches Training führt kurz- und langfristig zu einer Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahme? Das Training in den Ausdauersportarten ist in großem Maße darauf ausgerichtet, die spezifische aerobe Leistungsfähigkeit (VO2max x Ausnutzungsgrad) und die Belastungsökonomie (Technik) zu verbessern. Fragt man die Spezialisten aus den Ausdauersportarten, so herrscht große Einigkeit darüber, dass es nicht nur eine Methode gibt, oder nur ein Intensitätsniveau, um diese leistungsbestimmenden Faktoren bestmöglich zu entwickeln. Die Erfahrungen aus dem Training der Leistungssportler zeigen, dass für eine optimale Anpassung bei den Sportlern Ausdauertraining mit unterschiedlichen Trainingsmethoden und mit variierender Intensität ausgeführt werden muss (Tønnessen, 2010). Aus diesem Grund kann es nicht nur eine Methode geben mit der eine erhöhte VO2max angestrebt wird. In Spielsportarten werden zumeist zwei bis drei Methoden benutzt und variiert. Als Fundament für spätere Trainingsformen dient ein Grundlagenausdauertraining. Damit wird sowohl der Fett- als auch im Kohlenhydratstoffwechsel verbessert. Dieses aerobe Grundlagenausdauertraining ist die Basis für ein Training im anaeroben Bereich welcher noch stärker auf das spezielle Anforderungsprofil des Handballs zielt (Bukac, 2013). Im Training des anaeroben Bereiches gilt es einen sehr hohen prozentualen Anteil der maximalen Sauerstoffaufnahme zu erreichen (Zimek et al. 2011). Als eine Gestaltungsmöglichkeit und Trainingsempfehlung kann das „Polarized Training Model (PTM)“ herangezogen werden (Laursen, 2010, Seiler & Kjerland, 2006): Trainingsmethode Trainingsumfang Intensität Dauermethode 75 % Aerobe Stoffwechsellage Variable Dauermethode 5 – 10 % Schwellenbereich Intervallmethode (HIT) 15 – 20 % 90 – 100 % VO2max Ein Grund für die Verwendung von nur zwei oder drei Methoden ist, dass das getrennte Training dieser gegensätzlichen Extreme die geringste Überschneidung oder Behinderung der jeweiligen Trainingsziele beinhaltet. Es gibt nur eine minimale Überlagerung der Trainingsreize. (Aagaard et al. 2011, Hickson, 1980, Hoppeler et al. 2011, van Wessel et al., 2010) Methode Inhalte Wirkung Dauer- methode Intensitätsbereich von 70 – 90 % aerobe Stoffwechsellage, Verhältnismäßig lange Belastung ohne Unterbrechung (30 min – 2 Stunden / extensiv) Verbesserung der aeroben Grundlagenausdauer (Basisfähigkeit für alle Arten sportartspezifischer Ausdauer), Kapillarisierung, Fettstoffwechselverbesserung, bei variabel gestalteter Dauermethode zusätzliche anaerobe Leistungsfähigkeit und Training der Umstellungsfähigkeit der Energiebereitstellung (Training an der Schwelle) Variable Dauer-methode Schwellenbereich: Intensität bis zu 95%, Fahrtspiel, Wechselmethode Ansonsten: Intensitätsbereich von 70 – 90 % aerobe Stoffwechsellage Siehe Dauermethode Intervall-methode Hohe Intensitäten (intensiv, 95 – 100 % VO2max) als Kurzzeitintervallbelastung (15 s – 8 min, Work-to-Rest-Verhältnis von 1:1, bzw. 2:1 / unvollständige Pausen) ( (Wahl, Hägele, Zinner, Bloch, Mester, 2010) wird in der neuen Literatur auch als High Intensity Training beschrieben (HIT) Steigerung des aeroben Muskelstoffwechsels / VO2max – Erhöhung / Notwendig um Anpassungspotentiale mit Hilfe intensitätsabhängiger Signalwege (Signalmölekül = Laktatmölekül) vollständig auszuschöpfen / Aufrechterhaltung der Spezifik von FT-Fasern (Typ II-Faser) Laktattoleranz, Vergrößerung der anaeroben laktaziden Kapazität, Ökonomisierung des Muskelstoffwechsels, Aktivierung glykolytischer Enzyme Keinen negativen Einfluss auf Kraft- und Schnelligkeitsparameter (Iaia, Rampini & Bangsbo, 2009) Literatur: Aagaard, P., Andersen, J. L., Bennekou, M., Larsson, B., Olesen, J.L., Crameri, R., Magnusson, S. P., Kjaer, M.. (2011). Effects of resistance training on endurance capacity and musclefiber composition in young top-level cyclists. Scand. J. Med. Sci. Sports 21: 298–307 Helgerud J, Engen LC, Wisloff U, Hoff J. (2001). Aerobic endurance training improves soccer performance. Med Sci Sports Exerc 33 1925-1931. Hickson R.C. (1980). Interference of strength development by simultaneously training for strength and endurance. Eur. J. Appl. Physiol. 45: 255–263. Holfelder, B., Bubeck, D. (2012). Theoretische Betrachtung über die Trainingssteuerung anhand des Laktatstoffwechsels und der Muskelfasertypisierung. Schweizerische Zeitschrift für „Sportmedizin und Sporttraumatologie“, JG 60, S.32 - 39. Hoppeler, H., Baum, O., Mueller, M. Lurmann, G. (2011). Molekulare Mechanismen der Anpassungsfähigkeit der Skelettmuskulatur. Schweiz. Z. Sportmed. Sporttraumatol. 59: 6 - 13 Hottenroth, K., Neumann, G. (2010). Methodik des Ausdauertrainings. Hofmann. Iaia, F. M., Rampini, E. & Bangsbo, J. (2009). High-intensity training in football. International Journal of Sports Physiology and Performance, 4 (3), 291-306 Kindermann, W. (2013). Hit wird zum Hit, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin,JG 64, Nr 11. Krüger, K., Pilat, C., Ueckert, K., Frech, T., Mooren, F.C. (2014). Physical performance profile of handballplayers is related to playing position and playing class. Department of Sports Medicine, Institute of Sports Sciences, Justus-Liebig-University, Giessen, Germany. Journal of Strength Cond Res. Jan., 28 (1): 117 - 125 Laursen, P.B. (2010). Training for intense exercise performance: High-intensity or high-volume training? Scand. J. Med. Sci. Sports 20: 1–10 Mellwig et al. (2009). Entwicklung der maximalen Sauerstoffaufnahme bei den Spielern der Deutschen Männer-Handball-Nationalmannschaft. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, JG 60, Nr 1. Michalsik et al., 2012 habe ich aus: Verletzungen im Profihandball und mögliche Präventionsstrategien, Präsentation Patrick Luig Ruhr-Universität Bochum Institut für Sportmedizin und Sporternährung DHB, HBL und HBF Ärztetagung 15./16.11.2013 Neumann, G., Pfützner, A., Berbalk, A. (2010). Optimiertes Ausdauertraining. Meyer & Meyer Sport. Rannou F, Prioux J, Zouhal H, Gratas-Delamarche A, Delamarche P: Physiological profile of handball players. J Sports Med Phys Fitness 41 (2001) 349-353. Seiler, K.S., Kjerland, G.Ø. (2006). Quantifying training intensity dis-tribution in elite endurance athletes: is there evidence for an «optimal» distribution? Scand. J. Med. Sci. Sports 16: 49–56. Tønnessen, E. (2010). Wie trainieren die besten Ausdauersportler der Welt und was können wir von ihnen lernen? Arbeitsübersetzung aus dem Norwegischen, angefertigt von Dr. Hartmut Sandner. Zugriff am 13. April 2013 unter: http://www.olympiatoppen.no/fagomraader/trening/utholdenhet/fagartikler/page3609.html. Leipzig, 14.-16.4.2013 Tumilty, D. (1993). Physiological characteristics of elite soccer players. Sports Medicine, 16, 80-96 van Wessel T., de Haan A., van der Laarse W.J., Jaspers R.T. (2010). The muscle fiber type-fiber size paradox: hypertrophy or oxidative metabolism? Eur. J. Appl. Physiol. 110: 665–694. Wahl, P., Hägele, M. Zinner, C. Bloch, W., Mester, J. (2010). High Intensity Training (HIT) für die Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit im Leistungssport. Schweizerische Zeitschrift für «Sportmedizin und Sporttraumatologie» 58 (4), 125–133 Zimek, R., Fernandez - Fernandez, J., Wiewelhove, T. & Ferrauti, A. (2011). Intervallsprint - Training: effektiver als das High Intensity Training in den Sportspielen? Leistungssport, 41 (5), 13 – 18