Die Bondarchuk Prinzipien Teil 1 - Transfer von Training & Klassifizierung der Trainingsmethoden

Profile picture for user Christoph Dolch
17.10.2016 | 12:45 Uhr

Dr. Anatoliy Bondarchuk ist ein ehemaliger ukrainischer Hammerwerfer, der 1972 für die Sowjetunion Olympiasieger wurde. Nach seiner aktiven Karriere arbeitete Bondartschuk als Hammerwurf-Trainer für die Sowjetunion, Portugal und Kuwait und avancierte dabei zum wohl erfolgreichsten Hammerwurf-Trainer aller Zeiten. Seine Trainingsmethoden und sein Wissen schrieb er in 11 Büchern und über 200 Artikeln nieder. Sein Buch "Transfer of Training in Sports" wurde dabei zum Standardwerk der Trainingsplanung und Periodisierung im Leistungssport.

Der folgende Text ist eine Übersetzung des Originaltextes von Dr. Martin Bingisser auf dem Blog http://www.8weeksout.com, in dem Bingisser, der lange Jahre mit Bondarchuk zusammengearbeitet hat, Bondarchuks "Transfer to Training" beschreibt. Dabei geht es zunächst um die grundlegenden Überlegungen Bondarchuks zum Transfer der Leistung aus dem Training in den Wettkampf und der Bondarchuk entwickelten Klassifizierung der Trainingsmethoden, auf der seine Trainingsplanung basiert.

Die Idee dabei ist einfach: Das Training muss so gestaltet sein, dass eine Verbesserung der Trainingsleistung sich in der Verbesserung der Wettkampfleistung niederschlägt. Jeder Trainer arbeitet vermutlich nach dieser Idee, doch was zunächst trivial klingt, ist bei genauerer Betrachtung häufig nicht ganz so einfach. Entscheidend ist auf welcher Wissensbasis (z.B. anekdotisch, intuitiv, evidenzbasiert) Trainer ihr Training aufbauen. Bondarchuk wertete in seiner Laufbahn das Training und die Wettkampfleistungen tausender Athleten aus und leitete auf diesen Ergebnissen basierend seine Trainingsmethoden ab. Obwohl seine Ergebnisse leichtathletikspezifisch waren, können seine Methoden auch auf andere Sportarten angewandt werden.

Bondarchuk entwickelte ein System bei dem jede Trainingsübung in eine von vier Kategorien eingeordnet wird:

Allgemeines Vorbereitungstraining (General Preparatory Exercises): Training, das weder von der Art der Energiebereitstellung noch von den Bewegungen her mit dem Wettkampf übereinstimmt.

Spezifisches Vorbereitungstraining (Specific Preparatory Exercises): In diese Kategorie fällt jedes Training, das dieselben Muskeln oder Energiebereitstellungssysteme nutzt, jedoch andere Bewegunsmuster, als der Wettkampf.

Spezifisches Entwicklungstraining (Specific Developmental Exercises). Training, wie z.B. spezifisches Krafttraining, fällt in diese Kategorie: Es werden dieselben Energeibereitstellungssysteme und Muskeln wie im Wettkampf beansprucht und zusätzlich noch teilweise oder ganz die Wettkampfbewegung integriert.

Wettkampftraining (Competitive Exercise). Der Name spricht für sich selbst. Diese Kategorie beinhaltet den Wettkampf selbst sowie leichte Variationen.

Vom Allgemeinen Vorbereitungstraining bis zum Wettkampftraining wird das Training kontinuierlich spezifischer, was dazu führt, dass die Menge der verfügbaren Trainingsübungen abnimmt, je spezifischer das Traininig wird. Grundsätzlich hängt dabei die Einordnungordnung des Trainings in die verschiedenen Kategorien vollständig vom angestrebten Zielwettkampf ab. Was ein spezifisches Vorbereitungstraining für Hockeyspieler ist, kann z.B. für Handballer spezifisches Entwicklungstraining sein.

Allgemeines und spezielles Vorbereitungstraining schafft die körperlichen Voraussetzungen für das spezifischere Training, beinhaltet jedoch noch kein Techniktraining, wohingegen in den spezifischen Trainings Technik und körperliche Leistungsfähigkeit trainiert werden.

Im nächsten Teil wird es darum gehen, wie die eben beschriebenen Grundsätze in die konkrete Trainingsplanung umgesetzt werden können.

To be continued...