1. Europäisches Treffen der Trainer-Vereinigungen und Trainer-Organisationen am 15. April 2014 in Köln

17.04.2014 | 14:48 Uhr

Nachdem im letzten Jahr das europäische Projekt CoachNet und die dazugehörige Konferenz „The Voice of the Coach“ in Leeds (Link) erfolgreich durchgeführt wurden, rief das ICCE mit seiner europäischen Sektion ECC jetzt zu einem ersten europäischen Treffen von Trainer-Vereinigungen und Organisationen, die mit und für Trainer tätig sind, nach Köln (15. April 2014, in Kooperation mit der Trainerakademie Köln des DOSB).

Teilnehmer aus 23 Ländern, die sowohl internationale als auch länderbezogene Organisationen vertraten, konnten u.a. den Ausführungen von Claudia Bokel (IOC), Bart Ooijen (Europäische Kommission), John Bales (ICCE-Präsident) und anderen folgen, vor allem aber auch sich intensiv austauschen, diskutieren und eigene Gedanken einbringen. Schwerpunkte waren die Herausforderungen, denen Trainer und die sie vertretenden Organisationen bezüglich der Aus- und Weiterbildung, aber auch der Arbeitsbedingungen aktuell entgegensehen. Auch Themen zum Trainer als Beruf (und Profession!) und zur künftigen Vertretung auf europäischer Ebene wurden diskutiert. Alle Präsentationen stehen bereits als Online-Ressource bereit. Ausgewählte Kernaussagen stellen wir Ihnen direkt hier vor.  John Bales Bales nennt drei wesentliche Bereiche, die ICCE als wichtig für den Aufbau eines Berufsbildes Trainer erachtet und mit Positionen unterstützt: als Fundament die Bereiche ein ethischer Code für Trainer, eine abgestimmte Vernetzung von akademischer Bildung und Qualifizierung innerhalb des Sports (geprägt durch das weit aufgespannte Arbeitsfeld zwischen Ehrenamtlichkeit und beruflicher Tätigkeit) und einer Trainer-Charta (siehe dazu auch den Beitrag von Frank Dick weiter unten). Zum Zweiten zum Thema Struktur die Stärkung von Trainervereinigungen, die demokratischen Grundprinzipien folgen sollten (d.h.: gewählt durch die Trainer selbst), vertreten in Vorstand bzw. Präsidium und in Kommissionen, und die sich auch in den gesellschaftlichen Dialog einbringen sollten (z.B. zur dualen Karriere, Anti-Doping usw.). Und letztlich die Stärkung der „Stimme des Trainers“ durch Weiterentwicklung des Trainerberufs, Etablieren eines Trainernetzwerks und der Entwicklung stärkerer Trainervertretungen.  Frank Dick Frank Dick hielt in seiner bekannten Rhetorik und Präsenz wieder einmal einen beeindruckenden Vortrag. Zunächst gab er einige prägnante Anmerkungen zum Thema Trainer, Trainervereinigung und –unterstützung ab. Interessant bspw. seine Unterscheidung zwischen „Coaching Science“ = formale Lehre durch Trainerausbildung und –zertifizierung einerseits und „Coaching Art“ = informelles Lernen durch (Lebens-)Erfahrung. Trainer-Vereinigungen wies er in diesem Bezug klare Leistungen zu: Unterstützung der kontinuierlichen, lebenslangen professionellen Entwicklung, der Gelegenheiten für Networking und Community sowie der Arbeit an gemeinschaftlichen, kollektiven Meinungsbildung und Positionierung. Anregend auch seine Wortspiel: geht es „nur“ um "voice of the coach", oder eben auch und besonders um "voice for the coach"? Und sind Trainer nur Anbieter (service provider), oder benötigen sie nicht auch in gleichem Maße selbst Unterstützung (service receiver)? Zentraler Punkt in Dicks Vortrag war die Vorstellung der Coaches Charta. Diese ist ein System von Rechten und Pflichten/Verantwortung eines jeden Trainers in den Bereichen Wissen/Ausbildung, Zertifizierung, Vertragliche Regelungen, Entlohnung, Arbeitsbedingungen, Vereinigung, Ethische Grundlagen und Mitwirkungsmöglichkeiten. Details sind der verlinkten Präsentation (s.o.) zu entnehmen. Ergänzend finden Sie hier eine deutsche Übersetzung der Charta, wie sie Frank Dick bereits vor drei Jahren bei einer anderen Veranstaltung in Köln vorgestellt hatte. Im abschließenden Teil bezog sich Dick besonders auf die Notwendigkeit einer Berufsvereinigung von Trainern ein, die Qualitätsstandards wie Regeln zur Verfügung stellt und von den Trainern selbst gelenkt und betrieben wird. Sie verhandelt die inhaltliche Seite genauso wie Streitfälle. Als besonders wichtigen Beitrag zum Gelingen mahnte Frank Dick eine Veränderung der Trainerkultur an, man denke nur an generelle Veränderungen, anderweitige Einflussfaktoren auf die Leistung, zunehmende Kommerzialisierung und Druck, Veränderungen im Sport wie Unterhaltung vs. Geschäft vs. Leistung usw. Eine solche Entwicklung, die „von oben“ gesteuert wird, sieht der Referent als weniger realistisch an als eine kooperative Veränderungskultur gleichermaßen von oben und von unten. Frank Dick erinnert dort nicht nur an den Einfluss von Werten wie von Visionen, sondern vor allem an eines: Vertrauen.  Jose Curado Jose Curado als ICCE-Vizepräsident von Europa lenkte mit mehreren kleinen Statements zu wechselnden Aspekten gekonnt durch die Tagung. Dazu gehörten natürlich bisher realisierte wie auch geplante Projekte im Sinne des Trainers. Zentral aber auch seine Aussage mit dem Trainer im Blick: „Wir glauben, dass Sport mehr ist als nur Trainieren und Wettkämpfen.“ Man denke nur an soziale Aspekte, an die Anerkennung von Trainern (warum gesteht die Öffentlichkeit ihnen nicht genau so viel Zeit zu wie den Sportlern?), „unsichtbare“ Arbeitszeiten von Trainern bis hin zu „200 Tage im Jahr auf Reisen“ usw. Bedenkenswert und eine gute Zusammenfassung gleichermaßen sein Zitat eines afrikanischen Sprichwortes: „Wenn Du schneller gehen willst, geh allein. Wenn Du weiter und länger gehen willst, geh zusammen.“