Anwendung neuer Paradigmen in der systematischen Spielbeobachtung im Beach-Volleyball
Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines neuartigen Anwendungsprogramms zur systematischen Spielbeobachtung in der Sportart Beach-Volleyball auf Grundlage des Konzepts der Qualitativen Spielbeobachtung nach HANSEN (vgl. 2003). Während dort im zweiten Schritt die quantitative Vorstrukturierung nur sehr grob ausfällt, soll hier nun eine detaillierte systematische quantitativ-qualitative Spielanalyse durchgeführt werden.
Dazu wird ein Beobachtungsmodell vorgestellt, dass einige Neuerungen aufweist. Erstmals werden auch Beobachtungszeitpunkte definiert, bei denen kein Ballkontakt stattfindet. Durch die Verwendung eines Zeitstempels für jede beobachtete Interaktionseinheit ist die genau zeitliche Abfolge immer nachvollziehbar. Zu jeder Interaktionseinheit werden die Positionsdaten aller Spieler gespeichert. Es werden zusätzliche externale bzw. internale Faktoren zur Vorhersage möglicher Drucksituationen eingegeben bzw. berechnet. Die Auswertung der so gewonnenen Daten erfolgt nun unter der Anwendung neuer Paradigmen der Informatik. Mit Hilfe von Fuzzy-Regler und den beobachteten Positionsdaten werden sämtliche Technikbewertungen unabhängig vom Beobachter durchgeführt. Zusätzlich werden eine Vielzahl der im Beach-Volleyball gebräuchlichen Techniken, Individual- und Mannschaftstaktiken automatisch gewonnen werden. Mit Hilfe von Clusteranalysen können Invarianzen im Spiel der Weltklasseteams gesucht werden.
Bei der erstmaligen Verwendung des Modells mit Hilfe der Software utilius® easyINSPECT zeigte sich sehr schnell, dass eine Umsetzung nur mit einem Programm möglich ist, welches das Autotracking der Positionsdaten beherrscht. Ansonsten ist das im Leistungssport so wichtige Gütekriterium der Ökonomie in keinster Weise erfüllbar.
In einer Pilotstudie mit einer vereinfachten Version des Beobachtungsmodells wurden 7 Spiele des aktuellen Olympiasiegers Rogers/Dallhauser untersucht. Dieses stark reduzierte Modell war auch ohne eine professionelle Clusteranalyse in der Lage, eine Vielzahl von wichtigen Informationen zur Spielweise des beobachteten Teams Rogers/Dallhauser zu generieren, von denen viele sogar statistisch abgesichert werden konnten.