Bei der ICCE Global Coach Conference in Durban, Südafrika stellte John Bales (Kanada, Vorsitz der ICCE High Performance Coach Workgroup) eine Studie zum Vergleich von Trainerausbildungen verschiedener Länder vor. Weitere Mitwirkende an dieser Studie waren Bettina Callary (Cape Breton University), Diane Culver (University of Ottawa) und Penny Werthner (University of Calgary).
Als Ausgangspunkt der Studie wurden folgende Fragen gestellt:- Mit welchen Programmen und in welchem Umfang bilden die sechs führenden High Performance Institute Trainer aus?
- Welche modernen Lernformen werden angeboten?
- Werden Standards in Richtung professionelle Zertifizierung gesetzt?
Verglichen wurden die Ausbildungen in den Niederlanden, Kanada, Frankreich, Schweiz und Deutschland. Ebenfalls aufgeführt wurde Neuseeland, welches jedoch keine formale Diplomtrainerausbildung anbietet, sondern ein individuelles Trainerentwicklungsprogramm für die Toptrainer des Landes durchführt. Befragt wurden die jeweiligen Direktoren der Institutionen. Auf Basis eines Fragebogens der University of Ottawa wurden dabei folgende Standards überprüft: - Ausbildungsprogramme ,Curriculumstruktur, Ziele der Ausbildung, Prüfungen, Einschreibung und Zugangsvoraussetzungen, Prozesse zur Qualitätssicherung und Aus- und Weiterbildungen der jeweiligen Institutionen.
Ergebnisse:Die Ausbildung zum Diplomtrainer an der Trainerakademie Köln umfasst zusammen mit der Schweiz die längste (36 Monate) Zeit. Fast alle Ausbildungen stellen ihren Studenten Koordinatoren oder Mentoren zur Seite. Diese spielen besonders in der Spezialisierung eine wichtige Rolle um das Gelernte in die Praxis zu transferieren. Während in der Schweiz und Deutschland die Trainerakademien seit den 1970er Jahren existieren, wurde in Kanada erst 1986 ein entsprechendes Programm ins Leben gerufen, in Frankreich, den Niederlanden und Neuseeland sogar erst nach 2007. Dementsprechend lang ist die Liste der Absolventen in der Schweiz und Deutschland im Vergleich zu den anderen Nationen (880 und 1200 im Vergleich zu 600 in Kanada, 44 in Frankreich, 8 in den Niederlanden und 12 in Neuseeland).Die Kosten für die Ausbldungsprogramme schwanken zwischen 3000€ und 10000€. Betrachtet man die Anzahl der Stunden in der Ausbildung, nimmt das Diplom-Trainer-Studium an der Trainerakademie ebenfalls die Spitzenposition mit 1300 Stunden Kontaktzeit ein. Es folgen die Schweiz und die Niederlande (ca. 1000 Std.) Kanada und Frankreich (ca. 700) und letztlich Neuseeland mit 300 Std. Kontaktzeit.
Etwa 60 % der Auszubildenden zum deutschen Diplomtrainer gehörten als ehemalige Athleten der Nationalmannschaft an. 93 % davon schließen das Studium erfolgreich ab. Im weltweiten Vergleich nimmt die Trainerakademie Köln damit eine Spitzenposition ein. Generell versuchen alle Länder die Trainer interdisziplinär pädagogisch auszubilden. Dabei wird ein kompetenz-basierter Ansatz mit dem Ziel, Coaches für die Praxis zu entwickeln, verfolgt. Die Aufgaben und Ziele sind in unterschiedlicher Tiefe definiert: Kanada, die Niederlande und Neuseeland betonen Ziele wie "Podium Erfolg", Athleten als "Champions" und "internationale" Anforderungen. Lernen und Entwicklung werden mit Begriffen wie: "Reflektierender Praktiker" (Deutschland); "logisches Denken durch selbstständiges Arbeiten" (Niederlande); "Entwicklung der sozial- und Selbstkompetenzen" (Schweiz); und die Entwicklung von "strategischen Denkern" und "kontinuierlich Lernenden" (Neuseeland) besetzt. Die Programme haben sich vielfach zu interdisziplinären Modulen gewandelt. Diese helfen den Trainern Bereiche wie z.B.: biophysikalischen Wissenschaften und Management in "echte" Trainererfahrungen (an der Trainerakademie: "Problem-orientierte Module") zu integrieren. Die Grundausbildung in Deutschland gibt den Ausbildern die Sicherheit, dass die Trainer problemorientierte Module mit einem gleichen Wissensstand bestreiten. Die Trainerakademie Köln nutzt dabei, wie auch die Schweiz, Kanada und Frankreich, neue Medien wie eine online Lernplattform. Um die Kompetenzen der Trainer während bzw. am Ende der Ausbildungen zu evaluieren, werden mehrere Maßnahmen ergriffen. In der Schweiz und Deutschland muss z.B. von den Studierenden ein wissenschaftliches Projekt bearbeitet werden. In Kanada und Frankreich werden sogenannte Portfolios zur Dokumentation von Lernfortschritten verwendet. Daneben werden in Deutschland der Schweiz und Frankreich neben schriftlichen Prüfungen auch praktische Trainingseinheiten in prüfungsform abgenommen. In Kanada werden Trainingseinheiten werden der gesamten Ausbildung ausgewertet, die Abschlussprüfung ist mehr eine Verteidigung der eigenen Trainerarbeit.
Im Abschluss stellten sich folgende Fragen: - Sollte die Ziele den Lern- und / oder Sportler - Erfolg betonen?
- Sollten die Hochschulen Module der Ausbildungsprogramme anerkennen?
Es wäre wünschenswert wenn die Hochschulen zumindest Teile der Trainerausbildungsprogramme mit Credits anerkennen würden. Keines der Programme wurde bisher mit Credits zu Hochschulabschluss anerkannt.Im Anhang finden Sie den Vortrag in PDF Form.