Auswirkungen eines exzentrischen Krafttrainings für die unteren Extremitäten auf die Sprint-und Sprungleistungen deutscher Junior-und Seniorturnerinnen

Mit der Einführung der neuen Wertungsvorschriften durch die Fédération Internationale de Gymnastique (FIG) im Jahr 2006 wurde die „Perfekte 10“ im Turnen abgeschafft und von einem nach oben offenen Bewertungssystem abgelöst (vgl. FIG 2016). Das moderne Kunstturnen ist daher vom Streben nach der Maximierung des Schwierigkeitswertes geprägt. Ziel ist es, immer noch mehr Schrauben und Salti innerhalb einer Bewegung realisieren zu können und mit möglichst schwierigen Kombinationen wichtige Zehntel im Schwierigkeitswert zu sammeln. Gerade am Boden ist diese Entwicklung deutlich zu erkennen. Aktuell können die deutschen Turnerinnen an diesem Gerät nicht mit den Top-Teams der Welt mithalten. Die schwierigen Elemente, die andere Nationen beherrschen, können von den Deutschen noch nicht realisiert werden, wodurch der Schwierigkeitswert der Übung zu gering ist (Körner et al., 2019). Für die Realisierung schwieriger akrobatischer Elemente am Boden spielt neben der Bewegungstechnik der vorbereitenden Elemente vor allem die Absprungkraft und die dadurch bedingte vertikale Abfluggeschwindigkeit, respektive Flugzeit für zusätzliche Längen- und Breitenachsendrehungen, eine entscheidende Rolle. Die wichtigste Voraussetzung für die Realisierung schwieriger Sprünge über den Sprungtisch ist die Generierung einer möglichst hohen Anfangsenergie, sprich Anlaufgeschwindigkeit über den maximal zur Verfügung stehenden Anlaufweg von 25 Metern bis zum Absprungbeginn vom Brett.  Auch hier weisen die deutschen Turnerinnen im Vergleich zur Weltspitze - mit Ausnahmen - deutliche Defizite auf. Im Hinblick auf eine weitere Leistungssteigerung der deutschen Turnerinnen speziell am Sprung und Boden möchte ich in dieser Arbeit die Auswirkungen eines exzentrischen Krafttrainings der unteren Extremitäten, bei dem im Vergleich zum konzentrischen Krafttraining deutlich höhere Kraftspitzen und Gewebespannungen erzielt werden können, auf die Sprung- und Sprintfähigkeit unserer Turnerinnen untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass durch das exzentrische Krafttraining in allen getesteten Bereichen Verbesserung erzielt wurden. Die Steigerung der exzentrischen Drehmomente ist hier am deutlichsten, aber es gab auch eine gute Transferleistung zur Sprunghöhe beim Jump and Reach Test und der Saltohöhe nach der Verbindung aus Rondat bzw. Rondat-Flick-Flack. Die Anwendung des exzentrischen Krafttrainings im normalen Trainingsalltag ist daher durchaus eine gute Trainingsform, am besten mit einer Übungsauswahl, die den ganzen Körper exzentrisch trainiert.
 

Standorte
Ger26
Ort
Köln
Jahr
2020
Studiengang
DTS 24
Autoren
Alina Korrmann
Schlagworte