Quo vadis Deutsches Meisterschaftsrudern?
Das Deutsche Meisterschaftsrudern (DMR), insbesondere die Größe der Teilnehmerfelder stellen für den Deutschen Ruderverband (DRV) ein Problem dar, welches durch verschiedenste Änderungen des Formates der seit 2005 bestehenden Erprobungsmaßnahme des DMRs gelöst werden sollte, sich bis jetzt aber nicht lösen ließ. Um zum einen die Entwicklung des DMRs nachzuvollziehen und zu ergründen, warum die Beteiligung an den DMR so ausfällt, wie sie ausfällt, wird das DMR aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. So werden die Teilnehmerfelder von 2002 bis 2017 analysiert, exemplarische Vergleiche zwischen dem DMR 2016 und den Neuseeländischen Meisterschaften (NZRC) 2017 bzw. den Britischen Seniorenmeisterschaften (BRSC) 2016 angestellt und das DMR 2017 mit den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften (DJM) 2017 verglichen. Außerdem wird eine Befragung von Teilnehmern und nichtTeilnehmern des DMRs 2016 durchgeführt. Von 2002 bis 2017 haben 3690 Athleten am DMR teilgenommen, 230 +/- 116,7 pro Jahr. 70,26% der Teilnehmer sind männlich und 25,41% sind weiblich und 4,34% sind Steuerleute. Die Meisterschaften unterliegen im untersuchten Zeitraum zahlreichen Änderungen, lediglich 9 Bootsgattungen sind in beobachteten allen Jahren ausgeschrieben. Für die Auswertung der Teilnehmerfelder werden, durch die Regeln kodiert, 3 Gruppen gebildet, die miteinander verglichen werden. Über alle Bootsklassen gesehen, fallen die Teilnehmerzahlen signifikant unterschiedlich aus. Betrachtet man nur die 9 kontinuierlichen Bootsgattungen, gibt es zwar einen signifikanten Unterschied der Meldefelder von Gruppe 1 zu Gruppe 2, nicht aber zwischen den beiden alten Formats und dem heutigen in Gruppe 3 zusammengefassten Format. In Bezug auf die internationalen Formate gibt es dahingehend Unterschiede, dass in Großbritannien und Neuseeland mehr Boots-, Leistungs- und Altersklassen ausgeschrieben sind, wodurch diese Formate um ein Vielfaches größer sind als das DMR 2016 bezogen auf die absoluten Teilnehmerzahlen und die Meldungen pro Bootsklasse. Im Hinblick auf die beim DMR ausgeschriebenen Bootsgattungen
gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Formaten. Außerdem sind die internationalen Formate fest mit den Austragungsorten verknüpft und finden nicht, wie in Deutschland jährlich an wechselnden Orten statt. Auch für den Vergleich vom DMR und den DJM fällt der Unterschied über alle Bootsklassen signifikant aus. Bezieht man die Betrachtung auf die beim DMR ausgeschriebenen Bootsklassen, gibt es keinen signifikanten Unterschied zu den U-23 Meisterschaften mehr, die in dieser Betrachtung sogar kleiner ausfallen als das DMR. An der Umfrage zum DMR nehmen 52 Teilnehmer und 84 nicht Teilnehmer teil. In der Verteilung der Geschlechter unterscheidet sich die Stichprobe nicht signifikant von der Grundgesamtheit der Teilnehmer am DMR von 2002 bis 2017. Im Alter gibt es einen Unterschied der befragten Stichprobe zu dem Starterfeld des DMRs 2017. Die beiden Gruppen der Umfrageteilnehmer unterscheiden sich in ihren Angaben zum sportlichen Erfolg. Die befragten Teilnehmer sind signifikant erfolgreicher und haben eine tendenziell höhere Kadereinstufung. In beiden Gruppen gibt eine Minderheit an, dass sie nie in einem Kader war (22%; 18-> nicht Teilnehmer; 15%; 8 -> Teilnehmer). Beide befragten Gruppen stehen den 6 Aussagen zum DMR überwiegend positiv (Teilnehmer) bis neutral (nicht-Teilnehmer) gegenüber. Die Teilnehmer bewerten das DMR in 4 von sechs Aussagen signifikant positiver. 86% (72) der befragten nicht Teilnehmer geben an, dass sie grundsätzlich am DMR teilnehmen würden. Die meisten Teilnahmen werden laut den befragten Teilnehmern von Vereinstrainern organisiert (74,6%). Der größte Teil entfällt auf die hauptamtlichen Vereinstrainer (53,5%). Beide befragten Gruppen sehen das größte Problem des DMRs in den zu geringen Teilnehmerzahlen und sehen als effektivstes Mittel zur Verbesserung des DMRs das Bekanntmachen und Bewerben der Veranstaltung. Aus der Umfrage geht hervor, dass es kein grundsätzliches Problem mit dem DMR zu geben scheint. Die Veranstaltung ist allerdings zu wenig bekannt und steht außerhalb des Fokus. Außerdem scheint es tiefergehende strukturelle Probleme im DRV mit dem DMR zu geben, die nicht durch eine Formatänderung grundsätzlich geändert werden können. Es müsste ein tiefergehendes Umdenken einsetzen, das mit einer umfassenden Reflektion auf das eigene Tun gerichtet beginnt.