Der zusätzliche Feldspieler - eine weiter Weiterentwicklung im Handball als zusätzliches taktisches Angriffsmittel?

 Die Möglichkeit des Einsatzes des zusätzlichen Feldspielers besteht bereits seit

mehreren Jahren. Allerdings musste der eingewechselte Feldspieler als Torwartbesonders gekennzeichnet werden und nur er konnte mit dem Torwart „zurückwechseln“.Das schränkte das taktische Handlungspotential der angreifendeMannschaft stark ein. Mit der Regeländerung besteht nun die Möglichkeit für jedenFeldspieler mit dem Torhüter nach Ballverlust zu wechseln. Von besonderer Bedeutungfür Handballtrainer ist die Erkenntnis ob sich (aufgrund der verändertenSpielregeln) der Einsatz eines zusätzlichen Feldspielers gegenüber der herkömmlichenSpielweise ohne Wechseln des Torwartes für einen zusätzlichen Feldspielerlohnt.Ein grundsätzliches Erkenntnisinteresse für Trainer in der Sportart Handball bestehtnach der „Sinnhaftigkeit“ des Einsatzes des zusätzlichen Feldspielers. Auchwenn aufgrund der Komplexität einer Spielsportart die Beantwortung dieser Fragevon vielen Faktoren abhängig ist, soll die Studienarbeit zeigen, ob sich der Einsatzdes zusätzlichen Feldspielers in den unterschiedlichen Spielkonstellationen(Gleichzahl, Überzahl & Unterzahl) in den untersuchten Spielen für die Mannschaftenals positiv herausgestellt hat oder ob er als nachteilig bezeichnet werdenkann.Beobachtet wurden für die Studienarbeit 32 Spiele der vier Halbfinalteilnehmer derHandball-Europameisterschaft der Männer 2018 in Kroatien und anschließend mittelseiner quantitativen Erhebung hinsichtlich der Angriffseffektivität untersucht.Aus grundliegenden Fragestellungen nach der Häufigkeit der Anwendung unddamit der Bedeutung für die A-Nationalmannschaften aus Spanien, Schweden,Frankreich und Dänemark wurden durch detaillierte Fragestellungen abgeleitet.Statistisch gegeneinander geprüft wurden hier die Spielkonstellationen 6gegen6mit TW vs. 6gegen5 mit TW, Angriffseffektivität 6gegen6 mit TW vs. 7gegen6 ohneTW, 6gegen5 mit TW vs. 7gegen6 ohne TW, 6gegen6 mit TW vs. 6gegen6 ohneTW und gegen6 mit TW vs. 6gegen6 ohne TW.Die sehr unterschiedliche Verwendung des zusätzlichen Feldspielers war insbesonderein den verschiedenen Konstellationen erkennbar. In Überzahl keine Bedeutung,in Gleichzahl als 7.Feldspieler eine kleine Bedeutung aber mit einer hohenEffektivität und schließlich eine sehr große Bedeutung als mannschaftstaktischesAngriffsmittel temporär eine numerische Gleichzahl an Feldspielern herzustellen.Eine weitere Differenz in der Anwendung der neuen Regel ist mit Hinblick auf dieanwendenden Nationen zu erkennen. Für Spanien hat die Regel lediglich eine Relevanzin Unterzahl, Schweden und Frankreich nutzen die Regel zusätzlich seltenim Spiel 7gegen6 und bei Dänemark war in einigen Spielen ein hoher Anteil anAgriffsversuchen mit zusätzlichen Feldspieler festzustellen.Der Ausblick stellt die trainingsmethodischen Konsequenzen für Trainer im Umgangmit der neuen Regel dar. Neben einem veränderten Anforderungsprofil fürdie Feldspieler im Bezug auf das individual-taktische Angriffsverhalten, wird auchdas Torwart-Spiel durch den „neuen“ Sprint bei Einwechseln oder der Emmy-Goal-Wurf über das gesamte Spielfeld eine neue Herausforderung in der Torwartausbildungdarstellen. Im individual-taktischen Angriffsspiel wird das Kreieren und Nutzenvon potentiellen Überzahlsituationen, im gruppen-taktischen Angriffsspiel wirddie Kooperation mit zwei (oder mehr) Kreisspielern und schließlich wird die Integrationvon Auslösehandlungen in Überzahlsituationen in das mannschafts-taktischeAngriffsspiel neue Bestandteile in der Trainer- und Spielerausbildung sein. 

Standorte
Online, Schrank, Han13
Ort
Köln
Jahr
2018
Studiengang
DTS 2-22
Autoren
Erik Wudtke
Schlagworte