Nachwuchssichtung und Förderung im Tischtennis-Verband Niedersachsen: Das Mini-Athleten-Projekt
Wie sollte ein Trainingsprogramm für Kinder im Kindergartenalter aufgebaut sein, um sie bestmöglich auf die Sportart Tischtennis vorzubereiten?
Eine Befragung von Tischtennis Spitzenspielern durch die Stiftung Compass im letzten Jahr (2016) hat ergeben, dass das Durchschnittsanfangsalter eines euro-päischen Tischtennisspielers, der es in die Top 10 der Weltspitze geschafft hat, 5,8 Jahre beträgt. Diese Tatsache und eine Vielzahl weiterer Überlegungen haben uns als Tischtennis-Verband Niedersachsen dazu bewegt, in der Talentsichtung Neuland zu betreten und ein 18 monatiges Pilotprojekt zu starten: Das TTVN Mini-Athleten-Projekt (MAP).
Noch nie hatten Kinder so viele Spielsachen wie heute, noch nie gab es so viele musische und sportliche Angebote, um ihre Freizeit zu gestalten. Doch gleichzeitig waren Kinder noch nie so arm an Möglichkeiten, sich auf natürlichem Wege moto-risch zu entwickeln. Vielfältige Veränderungen in der sozialen und ökologischen Umwelt führen zu Einschränkungen der Kinder im aktiven Umgang mit ihrer Le-benswelt.
Die Betrachtung all dieser Aspekte brachte uns auf die Idee selber ein Projekt mit Kindern im Kindergartenalter zu starten; das TTVN Mini-Athleten-Projekt mit fol-gender Grundidee:
- Erschließung eines neuen Alterssegments (Kinder im Vorschulalter 4-6 Jahre)
- Bestmögliche motorische Vorbereitung, um Tischtennis zu erlernen
- Durch Begeisterung eine frühzeitige und langfristige Bindung an die Sport-art Tischtennis zu erreichen
- Bildung einer Schnittstelle zwischen Talententdeckung und Talententwick-lung im TTVN
Bei der Umsetzung unserer Projektidee stellt besonders die Tatsache mit so jun-gen Kindern arbeiten zu wollen, eine besondere Herausforderung dar. Ein fundier-tes theoretisches Hintergrundwissen ist unumgänglich. Die Sensomotorik stellt
hierbei eine Schlüsselfunktion für das motorische Lernen von Kindern dar. Beson-deres Augenmerk liegt hierbei auf dem Prozess der sensorischen Integration. Des Weiteren ist das Spielen als vorherrschende Form kindlicher Betätigung hervorzu-heben und der dafür entscheide Faktor der Motivation. Ein Schwerpunkt der Theo-rie liegt in der TT Trainingsgestaltung für Kinder im Vorschulalter unter Berück-sichtigung der noch nicht abgeschlossenen Grundentwicklung der Kinder in der vi-suellen, vestibulären und kinästhetischen Wahrnehmung. Diese sind zum Erlernen der Sportart Tischtennis unabdingbar.
Über die fachliche Kompetenz zur Durchführung des Tischtennisangebotes hinaus stellt auch der respektvolle Umgang mit so jungen Kindern eine Herausforderung dar. Die hierfür benötigten pädagogischen Bausteine finden in der Methodik des Projektes konsequente Anwendung. Sie gehören zum Selbstverständnis gegen-seitiger Achtung.
Auf Basis des theoretischen Hintergrundes folgt die konkrete Darstellung des Mini-Athleten-Projektes. Es werden hierbei sowohl die äußeren Rahmenbedingungen wie auch die inhaltliche Ausgestaltung anhand von Beispielen beschrieben.
Die Eingangsfrage lässt sich auf kurze Sicht damit beantworten, dass sämtliche kurzfristig angestrebten Ziele erreicht wurden. Wir konnten die Kinder im Kinder-garten Projekt soweit begeistern, dass sie an unserem weiterführenden Programm in großer Anzahl und mit viel Freude teilnehmen. Des Weiteren lässt sich eine Entwicklung dahingehend beobachten, als dass fast alle Kinder schon die Fertig-keit entwickelt haben, mit Schläger und Ball die tischtennisspezifischen Vorübun-gen erfolgreich zu meistern. Die besten Kinder trainieren bereits die Grundtechni-ken am Tisch.
Für eine langfriste aussagekräftige Antwort muss das Projekt noch an verschiede-nen Standorten in Niedersachsen getestet und mindestens fünf Jahre weiterentwi-ckelt werden. Es wurden bereits entsprechende Projekte angeschoben und es existieren darüber hinaus noch viele Ideen zur stetigen Optimierung.