Kajakpaddellängen im Kanurennsport
Kanurennsport ist eine auf den Wettkampf ausgelegte Form des Kanufahrens. Um in Wettkämpfen erfolgreich zu sein, geht es für den Sportler darum, sich im Vorfeld eine möglichst günstige Ausgangslage zu verschaffen. Dazu gehört die richtige Auswahl der optimalen Sportgeräte, wie das Paddel. Bis jetzt gibt es je-doch keine Richtlinien für die Wahl der optimalen Paddellänge. Subjektive Parameter werden zur Paddellängenbestimmung zu Rate gezogen und keine objektiven Messgrößen, wie zum Beispiel anthropometrische Daten. Um die Fragestellung der Arbeit, ein Verfahren zur Bestimmung von optimalen Kajakpaddellängen für Kanurennsportler, zu beantworten wurde zunächst im theoretischen Teil ein Überblick der biomechanischen Prinzipien aufgezeigt. Des Weiteren wurden die einzelnen Systemkomponenten Boot, Sportler und Paddel vorgestellt, die alle einen Einfluss auf den Vortrieb des Kajaks haben. Nach Betrachtung des theoretischen Hintergrundes stellte sich einerseits die Frage, welchen Einfluss die Wahl der Paddellänge auf die vortriebsrelevante Kraft ausübt. Zum anderen wäre ein objektives und praktikabel anwendbares Tool für Kanurennsportvereine wünschenswert, um Trainern eine Hilfestellung bei diesem Problem zu liefern. Im empirischen Teil wurde daher zunächst das Paddel als einseitiger Hebel betrachtet und Auswirkungen von geometrischen, sowie Zugkraftveränderungen untersucht. Diese Analyse sollte den größten Einflussparameter auf die Vortriebskraft identifizieren. Anschließend wurde anhand anthropometrischer und sportartspezifischer Messgrößen geprüft, ob es sinnvoll und möglich ist, ein mathematisches Modell zur Paddellängenbestimmung zu erstellen. Zuletzt wurde die Körperhöhe mit der Paddellänge von aktiven SportlerInnen korreliert, um ein praktisches und einfach umzusetzendes Verfahren für Kanu-rennsportvereine darzulegen. Bei den Ergebnissen des empirischen Teils stellte sich heraus, dass die Parameteränderungen der Zugkraft, des Innenhebels und der Paddellänge einen linearen Zusammenhang zwischen der entsprechenden Größe und der Vortriebskraft ergeben. Dabei wirkte sich eine Zugkrafterhöhung ohne Kraftverlust zu 100 % auf den Vortrieb aus. Den geringsten Einfluss auf die wirksame Vortriebskraft zeigte eine Paddellängenänderung. Die Innenhebelverlängerung hatte im Vergleich zur Verkürzung der Paddellänge eine 3,5-fach höhere Auswirkung auf den Vortrieb des Bootes. Die Herleitung eines mathematischen Modells basierend auf anthropometrischen Größen und sportartspezifischen Winkeln war nicht möglich. Die Schwierigkeiten bestehen in der Dreidimensionalität und den vielen Freiheitsgraden bei den Berechnungen. Die große Anzahl der zu ermittelnden Werte würde sich schon bei geringen Messungenauigkeiten aufsummieren und sehr stark auf die zu berechnenden Werte auswirken. Zudem ist die Umsetzbarkeit des Verfahrens in der Praxis nicht zu gewährleisten. Anhand der Korrelation von Körperhöhe und Paddellänge von 47 KadersportlerInnen konnte eine mathematische Funktion bestimmt werden. Durch das Polynom dritten Grades, mit einem Bestimmtheitsmaß von R²=0,9865, kann somit bei gegebener Körperhöhe ein Aussage über eine passende Paddellänge getroffen werden. Ziel der Arbeit war ein probates Mittel zur Kajakpaddellängenbestimmung für Trainer zu entwickeln. Bei der Betrachtung des Paddels als einseitigen Hebel stellte sich heraus, dass die Paddellänge den geringsten Einfluss auf die vortriebswirksame Kraft hat. Demnach genügt im Nachwuchsbereich eine einfache Messung der Körperhöhe, um die Paddellänge anhand der oben beschrieben Funktion zu bestimmen. Im Spitzenbereich spielen noch andere Faktoren wie zum Beispiel das subjektive Wohlbefinden des Sportlers mit dem Paddel, die die Härte des Schaftes, die Form oder die Drehung der Paddelflächen zueinander eine entscheidende Rolle. Zukünftige Arbeiten könnten sich mit der Optimierung der Innenhebellänge, welcher der Griffbreite entspricht, beschäftigen. Zum Beispiel wären Messbootfahrten oder Kraftmessungen am Paddel mit variierenden Griffbreiten eine Möglichkeit, das Optimum für jeden Sportler zu identifizieren.