Tricks für die persönliche Wissensarbeit

28.07.2011 | 10:32 Uhr

Ein Trainer, der erfolgreich sein will, benötigt dazu stets ein fundiertes, aktuelles Wissen in mittlerweile vielen Gebieten. Das ist wohl unbestritten, und so verwundert es auch nicht, dass Prof. Muckenhaupt und sein Team den 2009 erschienenen Berichtsband über ihr Forschungsprojekt zur Informationsversorgung der Trainer mit dem Titel „Der Trainer als Wissensexperte“ versehen haben. Nun ist der Sport gewiss nicht das einzige Feld in unserem Leben, in dem die Handelnden mehr denn je darum bemüht sein müssen, stets auf dem aktuellen Stand zu sein. Wir haben deshalb einen Blick über den Tellerrand gewagt.

Neue Tricks für die persönliche Wissensarbeit

Unter diesem Titel hat Dr. Peter Schütt, Leiter für Software-Strategie und Wissensmanagement bei IBM Deutschland / Lotus, einige interessante Ausführungen in einem Beitrag der Zeitschrift „Wissensmanagement“ (Ausgabe 8/2010) veröffentlicht. Wir haben einige Aussagen hier für Sie zusammengestellt und an manchen Stellen um einige Anregungen ergänzt.

Ausgangspunkt für ein gutes persönliches Wissensmanagement ist ein gutes Selbstmanagement. Dazu gehören eine klare Zielsetzung (hier z.B.: was will, was muss ich wissen?), die sich auf die eigene Disziplin und den passenden Zeiteinsatz auswirken. So weit ist das im Grunde nichts Neues.

Das, was sich nach Schütt in den letzten Jahren drastisch verändert hat, ist, dass es „früher“ eher zu wenig Information gab oder man keinen Zugang dazu hatte, während man „heute“ schon fast von Informationsüberflutung sprechen muss. Man denke nur an das Internet oder dort an die unglaublich vielen „Treffer“ bei der Abfrage in einer Suchmaschine.
Es muss also darum gehen, die richtigen, qualitativ hochwertigen, passenden, zuverlässigen Quellen zu finden – alles Dinge, die einem eine Suchmaschine mit ihren Antworten nicht sagt. Wenn Sie nach Wissen suchen, sollten Sie deshalb bestrebt sein, Ihre Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken. Leitfragen dazu können sein:

  • was ist die genaue Fragestellung? (und dann nicht ablenken lassen…)
  • welche zuverlässigen Quellen kenne ich? (und dann von dort aus suchen oder andere Quellen danach auswählen, dass die auf „meine“ Quellen referenzieren…)
  • welche Kollegen oder Bekannten kennen sich im Fachgebiet aus und können mir Tipps zur Auswahl von Quellen geben?
  • wer „liefert“ (gute) Zusammenfassungen über das fragliche Fachgebiet? (Dort lassen sich die zentralen, relativ gut abgesicherten Aussagen finden, von dort aus kann man bei Bedarf vertieft weitersuchen)

Eine andere Entwicklung, auf die Schütt eindrücklich hinweist, ist gerade im Bereich der modernen Medien die hin zu einer hohen Taktung von immer neuen Reizen. Wenn man diesem schnellen Springen zwischen verschiedensten Informationen immer wieder ausgesetzt ist und sich dem hingibt, so „lernt“ man damit langfristig den Verlust der Fähigkeit (Ergänzung: und wohl auch Bereitschaft), sich tiefer auf Dinge einzulassen. Dies ist fatal, denn im Beruf, erst recht im Feld der Spitzenleistungen, ist die Fähigkeit zu tiefer Aufmerksamkeit unverzichtbar.

Daraus leitet sich die Empfehlung ab, für sich ein passendes Maß zu entwickeln zwischen schneller Informationsaufnahme (mit der Tendenz zu geringer Tiefe) einerseits und dem gezielten Einlassen und Vertiefen einzelner, möglichst der entscheidenden, Dinge.
Ein weiterer von Schütt genannter Aspekt setzt an der Notwendigkeit an, auch im persönlichen Wissensmanagement die Informationssammlung (eigentlich: Datensammlung) gut bzw. besser zu organisieren. Oft wird dieser Teilaspekt begrifflich sogar  (fälschlicherweise) mit (dem umfassenderen) Wissensmanagement gleichgesetzt. Im IT-Zeitalter gar wird gelegentlich geglaubt: „Ich benötige nur eine gute, passende Software-Lösung, und dann ist alles gut“. Die Ausführungen weiter oben zeigen aber, dass auch weitreichende Entscheidungen bspw. über das Was und Wie der Informationsauswahl vonnöten ist, erst dann kann ein Software-Tool, das womöglich noch an die jeweiligen Anforderungen angepasst werden muss, helfen, dies umzusetzen. Schütt empfiehlt,  Informationssammlungen auf der Software-Seite bevorzugt mit den Techniken der sog. Web2.0-Tools wie z.B. Blogs, Wikis, Bookmarks (Lesezeichen) usw. vorzunehmen. Was dafür spricht, ist sicher die Möglichkeit, von der formalen Gestaltung her relativ „frei“ vorgehen zu können. Und vor allem: es bietet auch die Möglichkeit, mit Kollegen gemeinsam am Thema zu arbeiten. Es ist mittlerweile unbestritten, dass gemeinsam mehr und eine intensivere Lern-Tiefe erreichbar sind als im Alleingang. Mag sein, dass die erlebte Konkurrenzsituation es manchem Trainer schwer macht, sich hier zu öffnen. Dennoch … Aus dem Wirtschaftsleben gibt es inzwischen genug positive Beispiele, und dort herrscht auch Wettbewerb.