Untersuchung zur Blickstrategie im Hinblick auf die Reaktionszeit beim Start in der olympischen Disziplin Snowboardcross
In der olympischen Disziplin Snowboardcross wird der Start, bei dem in den Finalläufen, je nach Rennformat, vier bzw. sechs Athleten gleichzeitig auf die Strecke rasen, als dominante Handlung angesehen. Das Startsignal ist optischer Natur und erfolgt an der Startanlage durch ein Zufallsprinzip ohne Startrhythmus. Untersuchungen belegen, dass ungefähr 85% der Athleten, die kurz nach dem Start in Führung liegend in die erste Steilkurve einfahren, an erster oder zweiter Position über die Ziellinie fahren. Da im KO-System gefahren wird, steigen sie damit eine Final-runde weiter auf. Daher ist der Start von großer Bedeutung. Da die visuelle Reaktionszeit beim Start der Finalläufe eine mitentscheidende Rolle für einen schnellen Start spielt, wird in dieser Arbeit eine Untersuchung zur Blickstrategie durchgeführt. Hierbei geht es um Reaktionszeitunterschiede der Wahrnehmungsfähigkeiten in Bezug zum zentralen und peripheren Gesichtsfeld des Auges. Den theoretischen Vorüberlegungen liegen spezifische Starttechniken – vornehmlich der Finalstart ohne Kontakt zur Startklappe, welcher in diesem Zusammenhang genauer untersucht wird, sowie die anatomischen und physiologischen Eigenschaften des menschlichen Auges mit ihren Wahrnehmungsprozessen zugrunde. Für die Untersuchung wurden die Reaktionszeiten von Snowboardcross-Starts der deutschen Jugendnationalmannschaft mittels Videomessverfahren auf einer Indoor-Startanlage gemessen und ausgewertet. Die Messungen fanden im Zusammenhang mit verschiedenen Blickstrategien statt. Eine Blickstrategie beschreibt den Winkel mit dem die Versuchsperson aus dem Startgate schaut und in welchem Teil des Auges die Wahrnehmung des Startsignals erfolgt (zentrales Sehen vs. Peripheres Sehen). Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es Reaktionszeitunterschiede zwischen den einzelnen Gesichtsfeldern bzw. in der Wahrnehmung gibt. Allgemein gesprochen kann der weiten peripheren Wahrnehmung eine schnellere Reaktions-zeit zugestanden werden, wobei das zentrale fokussieren bei einigen Testpersonen ebenfalls schnelle Reaktionszeiten hervorbrachte. Bei individueller Betrachtung wird deutlich, dass von Athlet zu Athlet teils enorme Wahrnehmungsunterschiede bestehen. Um eine individuelle Trainingsempfehlung hierzu aussprechen zu können, sollte wenn möglich der Einzelfall überprüft werden. Als allgemeine Trainingsempfehlung ist der direkte Blick auf die Startklappe oder der Blick in die Ferne (Wahrnehmung der Startklappe in der äußeren Peripherie) anzuführen.