Sportpsychologie im Nachwuchsfußball

23.02.2015 | 18:36 Uhr

Psychologische Aspekte in die langfristige Vorbereitung und Ausbildung von Leistungssportlern einzubeziehen, ist wahrlich kein neues Thema, die Akzeptanz dieses Themas nimmt auch in der „breiten Masse“ zu. Dennoch: von einer ausreichenden Verbreitung in der tatsächlichen Praxis, insbesondere im Nachwuchstraining, kann noch kaum die Rede sein. Im genannten Buch, herausgegeben vom Deutschen Fußball-Bund, zeigen die beiden renommierten Sportpsychologen Jan Mayer, u.a. verantwortlich für die sportpsychologische Betreuung im DOSB, und Hans-Dieter Hermann, u.a. Sportpsychologe der deutschen Fußballnationalmannschaft, einen gut fassbaren Weg auf, wie psychische Fertigkeiten langfristig schon im Nachwuchstraining aufgebaut und entwickelt werden können. Vieles, was sie vorstellen, ist ohne großen Aufwand in das Training oder das unmittelbare Trainingsumfeld integrierbar. Und etliches, nicht alles, ist schon von sportpsychologie-affinen Trainern machbar oder zumindest vorzubereiten.

Im einleitenden Kapitel stellen die beiden Autoren kompakt auf gerade einmal 12 Seiten kompakt und knackig die theoretischen Grundlagen ihres Ansatzes praxisbezogen vor. Das geht von einer kurzen Betrachtung der Persönlichkeit über Entwicklung und Trainierbarkeit sowie einigen kurzen Definitionen vor allem zu einem Einstieg in fünf inhaltliche Aspekte des sportpsychologischen Trainings in der Nachwuchsausbildung, die dann auch (in drei Alters- bzw. Entwicklungsstufen wiederkehrend) die Themen des umfangreichen Praxisteils bilden: Konzentration, Kompetenzerwartung, Aktivierungsregulierung, Emotionsregulierung und Teamfähigkeit. Im großen Praxisteil widmen sich die Autoren diesen Inhalten in drei Kapiteln, die sich mit dem Grundlagenbereich (im Fußball F- und E-Junioren entsprechend 7 – 10 Jahre), dem Aufbaubereich (D- und C-Junioren, bis 15 Jahre) sowie dem Leistungsbereich (B- und A-Junioren, bis 18 Jahre) beschäftigen. In jedem Kapitel werden entsprechend dem Alters- und Entwicklungsbereich idealtypisch entwicklungspsychologische Grundlagen beschrieben und darauf aufbauend die o.g. fünf Inhaltsbereiche mit entsprechenden Grundsätzen und vielen praktischen Beispielen erläutert. Viele können unmittelbar in das Training auf dem Platz integriert werden. Sie zeigen auf, wie mehr oder minder bekannte und gewohnte Situationen einfach mental „angereichert“ werden können. Diese praxisnahe Beschreibung mit sowohl inhaltlicher als auch entwicklungsbezogener Differenzierung und Anordnung bildet einen umfassenden Orientierungsrahmen, wie psychische Faktoren im zielgerichteten Nachwuchstraining entwickelt werden können und sollen. Zwar richten sich die beschriebenen Übungen an Fußballtrainer. Der Sinn und das „mentale“ Vorgehen aber dürften sich auch jedem anderen interessierten Trainer erschließen und ihn zu eigenen adressatenbezogenen Anpassungen anregen. Mayer, J. & Hermann, H.-D. (2014): Sportpsychologie im Nachwuchsfußball. Mentale Fertigkeiten entwickeln und trainieren. Münster: Philippka-Sportverlag