Gelebte Sportartspezifik - Teil 1

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22.05.2012 | 09:16 Uhr

Die Trainerakademie Köln hat im Zeitraum vom 13. - 15.03.2012 am OSP Heidelberg ein Krafttrainingsseminar mit dem Schwerpunktthema Langhanteltraining im Leistungssport für den Studiengang DTS 2-18 mit Daniel Bukac und mir als Referenten durchgeführt. Leider musste mein früherer Referentenkollege, Dr. Andreas Schlumberger, vormalig EDEN Reha, jetzt Borussia Dortmund, seinem Arbeitgeberwechsel Tribut zollen und konnte somit nicht dabei sein. Das machte aber gar nichts, mit meinem neuen „Partner“ Daniel Bukac, seines Zeichens Doktorand an der Uni Heidelberg, konnten wir die Lücke sehr gut füllen. Er untersucht in seiner Doktorarbeit die Effekte des Krafttrainings an den DHB Nachwuchsstützpunkten bezogen auf die Handballleistung.

Aber nun zurück zum Ausgangspunkt. Was bedeutet für mich gelebte Sportartspezifik? Unser Angebot in der Abschlussbesprechung des Seminars, mit den Studierenden/Verbänden in ihrer eigenenen Sportart weiterzuarbeiten, wurde von der Sportart Biathlon dankend angenommen. Roman Böttcher suchte das Gespräch mit uns und machte sich einige Wochen später mit seinem Kommilitonen Arne Kluge auf dem Weg nach Heidelberg. Nach Aussage beider Biathlontrainer, befindet sich der Kraftbereich in dieser doch sehr ausdauerbetonten Sportart im Wandel. Leistungsdiagnostiken zeigen auf, dass ein gut durchdachtes und in die Jahreplanung eingeordnetes Krafttraining eine absolute Leistungsreserve im Biathlon darstellt. Ist die Ausdauerleistung in vielen Bereichen bereits ausgereizt, scheint es im Kraftbereich noch Nachholbedarf zu geben.

In der Diskussion wurde deutlich, dass der Weg über intensive Ausbelastungen (IK-Training) oder Hypertrophietraining zur Steigerung der Maximalkraft, nicht der richtige Ansatz sein kann, weil Körpergewichtszunahme, oder die zeitliche Nähe intensiver Kraft- und Ausdauerarbeit, nicht gewünscht sind. Dennoch sollte die Leistungsreserve Kraft erkannt, bearbeitet und genutzt werden. Aus dieser scheinbaren "Zwickmühle" kann man aber durchaus entkommen.

Als Hauptschwerpunkte und Zielrichtungen wurden zwei Bereiche gemeinsam festgelegt.

  1. Sorgfältige, angemessene und zielführende Periodisierung in der gesamten Vorbereitung.
  2. Übungsauswahl und somit Erhöhung des Schwierigkeitsgrades (Übungsqualität) der Krafttrainingsübungen haben Vorrang vor ausgiebigen Intensitätsausprägungen.

Was bedeutet hier eine angemessene und zielführende Periodisierung?

  • Kürzere Reizwechsel (wenig bis keine Hypertrophie)
  • Gegenläufige Belastungsgestaltung (hohe Wochen Kraft erfordern gesenkte Wochen in der Ausdauer und umgekehrt)

Für den zweiten Schwerpunkt (Stichwort Übungsqualität) ist es wichtig, dass ein großer Teil der Trainingsübungen mit der Langhantel ausgeführt werden. Das zieht selbstverständlich eine Ausbildung mit den entsprechenden Lernstufen im Langhanteltraining nach sich.

Dazu mehr in Teil 2 der gelebten Sportartspezifik...