Die Bedeutung des Langhanteltrainings im modernen Leistungssport
Die Kraft gehört zu den wichtigsten motorischen Grundeigenschaften, welche die körperliche Leistungsfähigkeit eines Sportlers limitiert.
Krafttraining wird gegenwärtig in vielen verschiedenen Arten angeboten. Dieses Angebot reicht vom freizeit- bzw. gesundheitsorientierten Training bis hin zum professionellen Spitzensport. In letzterem wie auch in einem leistungsbezogenen Training gewinnt ein langfristig angelegtes und strukturiertes Krafttraining zur Konditionierung immer mehr an Bedeutung.
Aber der Anschein, durch spezifische Bewegungen in der Sportart ein spezielles Krafttraining zu simulieren, hat sich leider nicht immer erfolgreich bewährt. So sind bei Kraftmessungen oder anderen Analysen in verschiedenen Sportarten nicht nur muskuläre Defizite, sondern auch Mangel an schnellkraft- und statischen Fähigkeiten festgestellt worden. Es scheint so, dass eine breite Basisausbildung (Lernstufenmodell Langhantel) im Krafttraining ein effektives Training im späteren Leistungs- und Spitzensport begünstigt.
Schon vor mehr als 50 Jahren erkannte man die Langhantel als das Sportgerät zur Verbesserung der Kraftfähigkeit. Doch kommerzielle Sportgerätehersteller haben inzwischen ein beachtliches Niveau einer effektiven Konstruktion von Krafttrainingsmaschinen erreicht. Dies hat u.a. dazu geführt, dass die Langhantel als universelles und grundlegendes Trainingsgerät im Krafttraining, auch des Leistungssports, an Bedeutung verloren hat. Weiterhin sind Kenntnisse und Fähigkeiten bei Athleten und Trainern, die eine methodische Hinführung zum Training mit der Langhantel und die weitere Entwicklung im Rahmen eines leistungsorientierter Trainings zum Ziel haben, ein wenig auf der Strecke geblieben.
Im modernen Leistungssport erfährt das Krafttraining mit der Langhantel eine „Renaissance“. Die Gründe hierfür werden in der näheren Betrachtung der Inhalte deutlich. Zum einen, große Anteil der intermuskulären Koordination im Rahmen einer Qualitätsverbesserung der Muskulatur (neuronale Effekte) und zum anderen die hohen Übertragleistungen auf die Sprung- und Sprintfähigkeiten eines Sportlers (vgl. Hoffmann et al. 2004, Strength and Cond. Res)
Das Krafttraining mit der Langhantel in einem ausgesuchten und individuell abgestimmten Übungskatalog für alle Sportarten bedeutet, Aufbau der Maximalkraft- sowie die Verbesserung der Schnellkraftfähigkeiten als wichtige Leistungsreserve zu erschließen (EHLENZ et. al. 1998, ZAWIEJA 2008). Hier sind besonders leistungsorientierte Sportlerinnen, Sportler und Trainer aus unterschiedlichen Sportarten angesprochen, die ein anspruchsvolles Krafttraining mit der Langhantel fordern. Unabhängig von der Sportart sollte immer das größte Augenmerk auf eine individuelle Übungsauswahl mit einer hohen Übertragleistung auf Muskelfunktion und Bewegungsausrichtung in der Sportart gelegt werden (SCHLUMBERGER/ZAWIEJA 2005). Die Anwendung von dynamischen Trainingsübungen mit der Langhantel müssen allerdings einer differenzierten Betrachtungsweise unterzogen werden. Betrachtet man die Literatur für eine verwertbare Umsetzung in der Praxis, findet der Trainer häufig nur Krafttrainingsziele wie die Maximalkraftentwicklung (Hypertrophie und IK-Training) oder Belastungskomponenten wie Umfang und Intensität als Hauptschwerpunkt des Krafttrainings (HARRE 1979, HARRE 1982, SCHMIDTBLEICHER 2003). Modernes Krafttraining im Leistungssport sieht diese Ansätze etwas differenzierter, da der Einsatz des Krafttrainings mit der Langhantel sich nur sehr schwer auf die klassische Krafttrainingsmethodik übertragen lässt. Trotzdem versucht die Praxis die Vorgaben aus der Wissenschaft so optimal wie möglich umzusetzen. Leider nur mit suboptimalem Erfolg. Wo sind die Lösungsansätze? Ein über die Übungsauswahl und Übungsqualität gesteuertes Krafttraining gepaart mit einer intensiven Betreuung, welches immer den Grundsatz hat:
Motorische Kontrolle im Krafttraining hat immer Vorrang vor Lasterhöhung (ZAWIEJA, 2008)
Eine weitere Problematik, die im Leistungssport in Deutschland diskussionswürdig ist. Wie viel- und welches Krafttraining brauchen zum Beispiel Ballsportarten? Was brauchen kraftorientierte Sportarten (ZAWIEJA 2003), oder was benötigen Kraftausdauersportarten? Auch hier ist die Bandbreite sehr groß. In manchen Ballsportarten wie zum Beispiel Fußball, würde nach einer intensiven Lernphase (THOMAS et. al. 2010) ein Sportart begleitendes Krafttraining zur muskulären Voraktivierung (30-45min. vor der sportartspezifischen Einheit) ausreichen. Hier werden neben Übungsauswahl und Ansätzen in der Belastungsgestaltung, Musterpläne ausgegeben. Diese Gestaltung vor der Saison schließt allerdings ein Fundament im Bereich der Maximalkraftentwicklung nicht aus. Nimmt man dieses Wort Maximalkraftentwicklung im komplexen Langhanteltraining in den Mund, muss man wissen, über was man spricht. In den kraftorientierten Sportarten, ist die Maximalkraftentwicklung die wichtigste Basiskomponente im Krafttraining. Hier wird neben einer vorausplanenden Periodisierung (Aufbauphase und Leistungsausprägungsphase, LIPPMANNN 1995, LIPPMANN 2002) eine Macrozyklisierung für die Entwicklung von Trainingsübungen erstellt. Gerade die Sportart Gewichtheben lebt von dieser Vorausplanung, die fortlaufend in wöchentliche Trainingspläne umgesetzt wird. Hauptzielstellung ist es in den Trainingsübungen über Wochenverläufe eine höchstmögliche Ausprägung zu erreichen. Dazu ist es zwingend notwendig, dass die geplanten Trainingsübungen progressiv bis in die Leistungsspitze trainierbar sind. Trainierbare Übungen bezeichnet der Kraftsportexperte Trainingsübungen, die über eine zu jeder Zeit reproduzierbare in einer stabilen Technik verfügbare Trainingsübung. Der geübte Kraftsportler versucht diese Trainingsübung in jedem Macrozyklus seinen Bestwert in der Trainingsübung ca. 5-10kg zu steigern.
Somit ist das Training mit der Langhantel ist ein unentbehrlicher Bestandteil täglichen Trainings in vielen Sportarten geworden. Kenntnisse über die korrekte Hebetechnik und ihre richtige Vermittlung werden nur in der Sportart Gewichtheben ausreichend systematisiert und strukturiert. Vor allem Experten aus dem Gewichtheben sind in der Lage, zur Technik und Methodik und auch deren sportartspezifischen Anwendung grundlegende Hinweise zu geben.
Das Krafttraining wird bekanntermaßen in sehr vielen Formen angeboten. Betrachtet man die Vielseitigkeit in den Anwendungsformen, ist in den letzten zehn Jahren eine klare Orientierung in Richtung einer Basisausbildung im Leistungssportkrafttraining gefordert. Dabei gewinnt das Krafttraining als Konditionierung in vielen Sportarten immer mehr an Bedeutung. Der Anschein, durch spezifische Bewegungen in der Sportart ein spezielles Krafttraining zu simulieren, hat sich leider nicht immer erfolgreich bewährt. So sind bei Kraftmessungen oder anderen Analysen in verschiedenen Sportarten nicht nur muskuläre Defizite, sondern auch Mangel an Schnellkraft- und statischen Fähigkeiten festgestellt worden.