Spielanalyse des Rückschlagverhaltens im Hochleistungssport in Bezug auf die Materialveränderung (Zelluloid- vs. Plastikball)

In der Tischtennis Saison 2014/2015 (Juli 2014) wurde der neue Plastikball eingeführt, welcher den Zelluloidball ablöste. Die Spielerinnen und Spieler, sowie die Trainerinnen und Trainer fühlen, dass sich durch den Materialwechsel des Balles das Spiel verändert hat. Nach mehreren Konversationen mit den Topathleten/innen und verschiedenen Nationaltrainern entwickelte sich die Idee zur Untersuchung des Rückschlagverhaltens mit dem Plastikball. Um Unterschiede im Rückschlagverhalten festzustellen, musste eine Gegenüberstellung der beiden Bälle, sprich Plastikball gegenüber Zelluloidball, stattfinden. Dadurch, dass der Rückschlag ein sehr wichtiger Schlag des Rückschlägers ist, nämlich sein erster Kontakt um den Aufschläger/ Gegner unter Druck zu setzen, wurde der Rückschlag in den Fokus gestellt. Hinzu kam die Analyse des Aufschlags, da der Rückschlag die Antwort auf den vorherigen Aufschlag ist und eine separate Herausstellung des Rückschlags nicht das Zusammenspiel der beiden Schläge darstellen würde. Nachdem diese Überlegungen abgeschlossen wurden, stand die Entwicklung der Auswertungsbögen aus. Die Auswertungsbögen wurden auf der Basis wissenschaftlicher Gütekriterien erstellt. Bei der Erstellung der Untersuchungsbögen wurden der Aufschlag sowie der Rückschlag in ihre Bestandteile zerlegt. Der Aufschlag wurde in die Bereiche der Rotationen, die Schlägerblattseiten und in die Platzierung in der Breite, sowie der Länge zergliedert. Jeder Bereich erhielt bestimmte Zahlen, sodass am Ende jeweils 36 verschiedene vierstellige Zahlenkombinationen für den Aufschlag entstanden. Beim Rückschlag wurden ähnliche Kategorien festgelegt. Zum einen die Rückschlagarten, dann die Schlägerblattseiten und zuletzt die Platzierung in der Breite. Die Platzierung in den Längen (kurz oder lang) wurde ausschließlich in die Rückschlagart Schupf integriert. Dies liegt daran, dass die anderen Rückschlagarten lang gespielt wurden. Daraus resultieren die 28 verschiedenen Rückschlagvariationen, welche aus einer dreistelligen Zahlenkombination entstanden. Anzumerken ist, dass die Platzierung in der Länge nur in zwei Teile eingeteilt wurde. Die zusätzlich mögliche Kategorie halblang wurde nicht berücksichtigt. Die halblange Rubrik wurde weggelassen, da die Interpretationsmöglichkeiten zu groß ausgefallen wären und somit das Hauptgütekriterium der Objektivität nicht gewährleistet gewesen wäre. Da die
Spielanalyse bei Hochleistungstischtennisspielen erstellt werden sollte, wurden die Videos unter eigenen Kriterien gesichtet. Die Begegnungen sollten sowohl mit dem Zelluloidball sowie mit dem Plastikball mit den gleichen Gegnern in der möglichst geringsten zeitlichen Distanz stattgefunden haben. Außerdem sollten nur Angriff- Shakehandspieler/innen aus den Top 10 der Weltrangliste in den Videobegegnungen im Einzelwettbewerb agieren. Nach längerer und ausgiebiger Suche fiel die Entscheidung auf die chinesischen Spielerinnen Ding Ning, Liu Shiwen und Li Xiaoxia, sowie auf die Spieler Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll, beide aus Deutschland und Zhang Jike und Ma Long, beide auch aus China. Alle Begegnungen haben im Zeitraum von September 2012 bis März/April 2015 stattgefunden. Die gefundenen Videos sind zum einen vier- Gewinner (Best- Of- Seven) als auch drei- Gewinner Spiele (Best- Of- Five). Nach allen ausgezählten Spielen, wurden die Sätze noch einmal in die Zahlenkombinationen umgewandelt und gleichzeitig die Häufigkeiten mit dem jeweiligen Ball manuell zusammengezählt. Es wurden die Herren- und Damenspiele separat ausgezählt. Nach der Darstellung in einer Auflistung aller gespielten Aufschlag- sowie Rückschlagkombinationen mit den jeweiligen Häufigkeiten sowohl mit dem Plastikball als auch mit dem Zelluloidball, wurden die Ergebnisse interpretiert. Herausgekommen ist, dass sich die Hypothese, ob sich das Rückschlagverhalten sich mit dem Plastikball verändert hat, bestätigt. Beide Geschlechter agieren mit ihren Rückschlägen aggressiver und offensiver, sodass das Spiel sofort eröffnet wird. Die Frauen spielen noch häufig lange Schupfbälle, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass die einen Rotationswechsel für die Aufschlägerin erzeugen wollen. Wenn die Rückschlägerin ausschließlich offensiv, sprich mit einer Vorwärtsrotation, agiert, ist es für die Aufschlägerin zu einfach. Der kurze Rückschlag geht bei den Frauen mit dem Plastikball zurück, jedoch steigt dieser bei den Herren. Jedoch glaube ich hier, dass dies auch an dem Tempowechsel und dem Spielflusswechsel liegt. Auch hier wäre es zu einfach für den Aufschläger, wenn die Herren, nur offensiv die Aufschläge beantworten. Deswegen variieren setzen sie noch den kurzen Schupfball so häufog ein um einen Bruch für den Aufschläger zu erzeugen. Alles im allen kann für die ausgezählten Spiele festgehalten werden, dass sich das Rückschlagverhalten und somit auch das Aufschlagverhalten mit dem Plastikball im Vergleich zum Zelluloidball, verändert hat. Die Untersuchungsergebnisse, sind die
Ergebnisse aus den ausgezählten Spielen. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass der Plastikball sich noch in der Entwicklungsphase befindet.
 

Standorte
Online, Schrank, Tit26
Ort
Köln
Jahr
2016
Studiengang
DTS 2-20
Autoren
Lara Broich