Entwicklung eines Trainingsprogramms zur allgemeinen Schnelligkeitsentwicklung im Nachwuchstraining Kanu-Rennsport unter Berücksichtigung des Modells der sensiblen Phasen

Im Sommer 2009 wurde von der ICF der Antrag auf die Änderung des olympi-schen Wettkampfprogramms an das Internationale Olympische Komitee gestellt. Im Herbst 2009 wurde vom IOC entschieden, dass olympische Wettkampfpro-gramm der Rennkanuten entsprechend des Antrages zu verändern. Die Ände-rung trat mit sofortiger Wirkung in Kraft. Die neu aufgenommene 200m Distanz wird seitdem in den Disziplinen Einer-Kajak (K1) Damen und Herren, Einer-Canadier (C1) Herren sowie Zweier-Kajak (K2) der Herren ausgetragen. Dafür wurden die olympischen 500m Disziplinen der Kajak Herren (K1 und K2) und der Canadier Herren (C1 und C2) aus dem olympischen Programm gestrichen. Dies bedeutete für die Verantwortlichen und Trainer im Bereich Kanu-Rennsport, die Rahmentrainingspläne und Trainingskonzeptionen an die neue 200m Distanz anzupassen. Bei den XXX. Olympischen Spielen 2012 in London wurde die 200m Distanz das erste Mal als olympische Wettkampfstrecke ausgetragen. Die 200m sind im Kanu-Rennsport keine neue Wettkampfstrecke. Da die 200m Wettkampfstrecke bereits seit 1995 Bestandteil von Weltmeisterschaften, interna-tionalen und nationalen Wettkampfprogrammen sind, erfährt dieser schnellig-keitsorientierte Wettkampfteil durch die Aufnahme in das Olympische Wettkampf-programm eine enorme Aufwertung. Bis 2010 konnten sich die Athleten des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) bei einer Großzahl der internationalen Wett-kämpfe Podiumsplätze sichern. Dabei gab es für diese Distanz wenig Spezialis-ten, der Schwerpunkt lag auf den 500m und 1000m Disziplinen. Diese beiden Distanzen ließen sich für viele Weltklasseathleten gut kombinieren. Die Folgen dieser Aufwertung der Sprintdistanz, auch unter Berücksichtigung der Publikums- und Medienwirksamkeit, liegen darin, die Trainingsorientierung (besonders die Disziplinen der Herren) stärker als bisher auf die Belastungsdau-er auszurichten. Die Wettkampfbelastungen liegen zwischen ca. 30-35 sek (Ka-jak Herren) für die 200m Distanz, ca. 95-100 sek (Kajak Herren) für die 500m Dis-tanz und ca. 200-210 sek für 1000m Distanz und sollten eine Spezialisierung be-rücksichtigen. Viele der männlichen deutschen Athleten spezialisierten sich auf die längere 1000m Distanz, da hier die Anzahl der Startplätze in den olympischen Diszipli-nen größer ist (Kajak Herren, 3 x 200m / 7 x 1000m; Canadier Herren 1 x 200m / 3 x 1000m, Kajak Damen 1 x 200m / 5 x 500m). International zeigten vor allem kleinere Verbände mit vorwiegend jungen Athle-ten sehr kurzfristige Leistungssteigerungen im Sprintbereich, mit welchen die Athleten des Deutsche Kanu-Verbands nicht mithalten konnten. Dies zeigten auch die Ergebnisse der XXX. Olympischen Spielen in London. Die zwei achten Plätzen im A-Finale sowie Platzierungen 15 und 16 (B-Finale) entsprachen nicht den Ansprüchen des DKV. Deutlich wurde auch, dass viele 200m Rennen schon am Start entschieden wurden, und diejenigen, die am Start erste Reaktionen zeigten, auf das Startsignal (akustisch- Startschuss, optisch- Startschuh) reagier-ten und den ersten Paddelschlag setzen, auch die Sieger oder Platzierten nach ca. 30 sek waren. Mich beschäftigt dieses „Sprintthema“ seit diesem ungewöhnlich schlechten Ab-schneiden bei den Olympischen Spielen in London. In den Jahren vor der Veränderung des olympischen Programms habe ich auf dieser Distanz sehr viele Erfolge errungen. In den wenigen Jahren hat sich die internationale Konkurrenz besonders im Sprintbereich weiterentwickelt, meine eigenen Entwicklungsfortschritte waren im Vergleich zu gering. Mit meinem Einstieg als Trainerin, aber vor allem mit dem Studienbeginn an der Trainerakademie Köln, konnte ich mich diesem Thema von einer anderen Seite nähern. Mit der Einordnung des Themas bin ich auf der Suche nach den not-wendigen Grundlagen für erfolgreiche „Sprinter“ auf das Thema der Schnellig-keitsentwicklung gestoßen. Dieses stellt sich neben weiteren Themen wie Kraft, Schnellkraft, Kraftausdauer, der Technik, dem Material (Boote, Paddel), mentale Fähigkeiten als Grundvoraussetzung für erfolgreiche Sprintathleten dar. In der Vorbereitung dieser Studienarbeit (Literaturstudium, Gesprächen mit Ver-gleichssportarten) zeigten sich Theorien und positive Ansätze, wonach Kinder im Alter zwischen 7 - 15 Jahren besonders auf eine Schnelligkeitsentwicklung rea-gieren. Dabei habe ich die Worte meines Trainers Rolf Dieter Amend (Olympia-sieger & Erfolgscoach der Kanu-Rennsport Nationalmannschaft) wieder aufge-nommen. Er sagte mir bereits im Rahmen der Saisonvorbereitung 1997: „Und wer am Land schnell ist, der ist auch auf dem Wasser schnell.“. Diese Worte haben mich in meiner aktiven Laufbahn geprägt und beim „Landtraining“ motiviert. Mit dieser Arbeit werden vor allem zwei Ziele verfolgt. Einerseits gilt es für junge Kanu-Rennsportler ein Trainingsprogramm auszuarbeiten, welches die Entwick-lung der Schnelligkeitsbestandteile unterstützt. Anderseits sollen die Trainer und Übungsleiter die Grundlagen des Trainings für die allgemeine Schnelligkeits-entwicklung sowie Hinweise und Programmvorschläge erhalten. Die Studie zur Schnelligkeitsentwicklung setzt sich durch ein 6 wöchiges Trai-ningsprogramm sowie die begleitende Entwicklungsbeobachtung der Stu-dienteilnehmer durch speziell ausgewählte Eingangs- und Abschlusstests zu-sammen und sie stellt den wesentlichen Transferteil der Arbeit dar. Ich weise aber darauf hin, dass dieses Thema nicht abschließend bearbeitet werden kann. Wichtig erscheint mir, Anregungen zu entwickeln, Leistungsent-wicklungen zu verfolgen und veränderungsbereit zu bleiben.

Standorte
Schrank; Online; Kan18
Ort
Köln
Jahr
2015
Studiengang
DTS 2-19
Autoren
Katrin Wagner-Augustin
Schlagworte