Der Zusammenhang zwischen dem Beschleunigungsverlauf und der Abfluggeschwindigkeit im Speerwurf bei deutschen Top-Werfern/ Werferinnen im Längs- und Querschnitt

Der Beschleunigungsverlauf im Speerwurf ist einer der wichtigsten Marker für die Qualität der Wurfbewegung/Technik im Speerwurf. Er macht eine Aussage über die Höhe der Abfluggeschwindigkeit, welche entscheidend für die Wurfweite ist. Bisher wurden die Zusammenhänge zwischen Beschleunigungsverlauf und Abfluggeschwindigkeit noch nicht im Einzelnen untersucht. Nun sollte mit der Untersuchung dargestellt werden, ob es generelle Unterschiede bei Männern und Frauen bezogen auf die Beschleunigungsverläufe gibt. Zur Analyse der Speerbeschleunigungen wurden aufgrund der Vergleichbarkeit ausschließlich Würfe bei Maßnahmen auf dem IAT-Messplatz Speer in Leipzig herangezogen. Die Erfassung der Messdaten erfolgte bei insgesamt 10 Frauen und 15 Männern im Zeitraum von 1998 bis 2014. Die einbezogenen Athleten waren A- und B-Kader des DLV und repräsentierten teilweise internationales Spitzenniveau. Als Leistungskriterium wurde die beste Speerwurfleistung, die im jeweiligen Jahr erzielt wurde, herangezogen. Bei der Messung wurde ein spezieller kabelgebundener Tensospeer mit zweidimensionalem Beschleunigungsaufnehmer verwendet. Die Daten wurden dabei online erfasst und im Programm MIS Speer eingelesen und verarbeitet. Dabei wurde festgestellt, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich der Speerbeschleunigung zum Zeitpunkt -0,12s (Frauen: 50,8 ± 11,3; Männer: 51,2 ± 11,5; p=0,922) und beim Zeitpunkt -0,06s (Frauen: 121,3 ± 32,3; Männer: 134,6 ± 23,9; p=0,248) vor dem Abwurf gibt. Ebenso erreichen Frauen (-0,0248 ± 0,009) und Männer (-0,0232 ± 0,06) zum nahezu gleichen Zeitpunkt ihr Beschleunigungsmaximum (p=0,604). Signifikante Unterschiede gibt es nur im Vergleich der Beschleunigungsmaxima der Frauen und Männer (Frauen: 225,6 ± 31,4; Männer: 313,9 ± 63,3; p=0,000). Sie bilden die Basis der höheren Abfluggeschwindigkeiten und letztlich höheren Speerwurfleistungen der Männer im Vergleich zu den Frauen. Das bedeutet unter Berücksichtigung der Gewichte der Wurfgeräte, dass der Einfluss der azyklischen Schnelligkeit und der Wurfverzögerung im Speerwurf der Männer größer ist als der bei den Frauen. Andererseits ist der Einfluss der Maximalkraft / Explosivkraft bei den Frauen höher als bei den Männern. Dieser grundlegende Zusammenhang ist im Speerwurftraining zu berücksichtigen. Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass es bei den Frauen im Vergleich zu den Männern zwei Wege gibt eine hohe Abfluggeschwindigkeit zu generieren. Eine Möglichkeit ist das Erreichen eines hohen Beschleunigungsmaximums über eine den Männern ähnliche Wurfverzögerung mit einem peakförmigen Verlauf der Beschleunigungskurve (Peitschenschlag). Der zweite Weg ist mit einer höheren Eingangsgeschwindigkeit und schlechteren Wurfverzögerung einen plateauartigen Verlauf des Beschleunigungsmaximums unterhalb der Peak-Spitzenleistung zu erreichen. Beide Wege führen nach Auswertung der Daten zu jeweils hohen Abfluggeschwindigkeiten der Frauen. Es zeigt sich aber auch das man durch die Analyse der Beschleunigungsverläufe eindeutige Ableitungen im Bezug auf die Trainingsplanung im Jahresverlauf ziehen kann. Zudem werden Defizite aufgezeigt, die mit speziellen Trainingsmethoden und Verbesserung in der Technik verringert werden können. Dennoch sollten weiterführende Untersuchungen bezogen auf die unterschiedlichen Beschleunigungsverläufe speziell bei den Frauen durchgeführt werden.

Standorte
Online; Schrank; Lei86
Ort
Köln
Jahr
2015
Studiengang
DTS 2-19
Autoren
Boris Obergföll