Analyse des Golden-Score Verhaltens bei der Judo Weltmeisterschaft 2019 in Tokyo

Diese Arbeit analysiert alle Kämpfe der Judo Weltmeisterschaft 2019, die in die Verlängerung, den sogenannten Golden Score gegangen sind. Die 106 Kämpfe wurden nach Kriterien die aus der WIN- Formal (What’s Important Now) abgeleitet worden sind untersucht. Die Formel stellt auf eine relative simple und übersichtliche Art und Weise dar, wie sportliche Leistung entsteht. Konzentriert wurde sich dabei auf die Kategorien ‚Energiebereitstellung‘, ‚Fertigkeiten und Entscheidungen‘, sowie ‚Individualtaktik‘. Das gewählte Kriterium für die Analyse war die Kampfdauer, um den Bereich der ‚Energiebereitstellung‘ abzudecken. Für die WIN- Kategorie ‚Fertigkeiten und Entscheidungen‘ wurde die Art, wie Wertungen im Golden Score zustande gekommen sind gewählt. Im Bereich der ‚Individualtaktik‘ wurden einerseits die Bestrafungen, andererseits die jeweilige Auslage der beiden Kämpfer betrachtet.

Für die Analyse wurde eine eigene Matrix entwickelt, in der sämtliche Aktionen innerhalb der einzelnen Kämpfe notiert wurden. Dies gab hinterher auch die Möglichkeit die Wurftechniken darauf hin zu untersuchen, ob im Golden Score andere Techniken zum Einsatz kamen, als während der regulären Kampfzeit. Auch wenn bei der Auswertung der Kämpfe keine klaren Muster zu erkennen waren, so lassen sich aus der Analyse doch einige Tendenzen erkennen. Insgesamt wurden

70 Kämpfe durch Wertungen und 35 Kämpfe durch Bestrafungen (Shido) entschieden. Ein weiterer Kampf wurde durch eine direkte Disqualifikation (Hansokumake) beendet.

Da die durchschnittliche Kampfzeit aller Kämpfe im Golden Score bei 5:37 Minuten liegt und 20,3 Prozent aller Kämpfe in die Verlängerung gingen, scheint es sinnvoll auch im Übungskampf (Randori) einen ähnlichen Prozentsatz der Randori ebenfalls mit einer ähnlichen Zeitdauer durchzuführen. Außerdem sollte auch das Training des aeroben Energiesystems, welches bei einer längeren Zeitdauer immer entscheidender wird, nicht vernachlässigt werden. Dieses trägt außerdem zur Regeneration in den Kampfpausen bei. 

Die erfolgreichste Wurfgruppe im Golden Score waren mit 23 Prozent die Fußwürfe. Da aber innerhalb dieser Wurfgruppe nicht zwischen Eindrehtechniken und Fege-, Hakel- und Sicheltechniken unterschieden wurde, ist dieses Ergebnis nicht sehr aussagekräftig. Eine klare Tendenz ist aber bei der Art, wie Wertungen zustande gekommen sind, zu erkennen: 60 Prozent der Kämpfe wurden durch direkte Angriffe entschieden. Dies liegt den Schluss nahe, dass ein international erfolgreicher Athlet auch in der Lage sein muss, im stark erschöpften Zustand seine Haupttechniken durchbringen können muss. Im Bereich der Individualtaktik wurde angeschaut, ob die gleiche oder die gegengleiche Auslage häufiger vorkam. Mit 59,4 Prozent kam Kenka-yotsu (Gegengleiche Auslage) mehr vor als Ai-yotsu (gleiche Auslage). Dies legt die Empfehlung nahe, sich auch im Training stärker mit diesem Thema im Zusammenhang mit dem IKKZ (Individuelle Kampfkonzeption) zu beschäftigen.

Unabhängig davon, ob der Athlet selber Link- oder Rechtskämpfer ist. Die letzteren waren mit ebenfalls 59,4 Prozent erfolgreicher als die Linkskämpfer. Ob dies

allerding einfach der Tatsache geschuldet ist, dass sie häufiger vorkommen kann nicht aus dieser Analyse heraus nicht beantwortet werden.

Des Weiteren wurden für die Kategorie ‚Individualtaktik‘ angeschaut, welche Bestrafungen für Entscheidungen gesorgt haben. Mit 54,3 Prozent war ‚Noncombativity‘ (kein Angriff innerhalb der letzten 45 Sekunden) der entscheidendste Shido. Gefolgt von ‚False-attack‘ mit 31,4 Prozent. Die anderen drei vorkommenden Shido- Arten waren ‚Untidy Judo-gi‘ (5,7 Prozent), ‚Outside Contest- Area (5,7 Prozent) sowie ‚Avoid Gripping‘ (2,9 Prozent).

Aus der gesamten Analyse wurden Trainingsempfehlungen für die einzelnen Kategorien ausgesprochen. Insgesamt müssen aber die festgestellten Tendenzen

über die Analyse weiterer internationaler Wettkämpfe weiter validiert werden.

Standorte
Jud63
Ort
Köln
Jahr
2021
Studiengang
DTS 25
Autoren