A Letter from Norway - oder: Wie habe ich langfristigen Erfolg im Frauenhandball?
Lars Tore Ronglan, Associate Professor und Vice Rector der Norwegian School of Sport Sciences (Oslo, Norway), hat sich in mit dem langfristigen Erfolg der norwegischen Handballfrauennationalmannschaft beschäftigt und versucht die wichtigsten Gründe dafür zusammenzufassen. Handball ist in Norwegen, anders als zum Beispiel in Deutschland, keine "Männersportart". 67% der norwegischen Handballspielerinnen und Spieler sind weiblich. Die ausführliche Berichterstattung in den Medien, die nach den ersten Erfolgen der Handballfrauen dazu kam, führte dazu, dass in Norwegen die Popularität des Frauenhandball-Nationalteams inzwischen enorm hoch ist. Norwegens Handballfrauen gewannen in den letzten 3 Jahrzehnten 13 Weltmeisterschaften, 10 Europameisterschaften und wurde dazu 7 mal Olympiasieger.
In seinem Artikel: "Combining continuity and novelty: building sustained success" führt Ronglan 3 Hauptgründe für diesen Erfolg auf:
- a long-term organisational strategy,
- continuity in leadership,
- a holistic coaching philosophy.
Nach dem Durchbruch des Frauenhandballteams 1986 mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften, wurde kurz- und mittelfristig viel getan, um diesen Erfolg bei den folgenden Höhepunkten zu wiederholen oder sogar zu toppen. "The number of training camps increased, participation in international tournaments was intensified, the support staff grew (analytical team, medical staff etc), and players moved from amateurism to semi-professionalism. This professionalisation process was facilitated by a growing public and commercial interest in the team." Daneben wurde aber gleichzeitig eine langfristige Strategie mit klaren Prioritäten etabliert. Es wurde versucht, den Erfolg zu "institutionalisieren" und im Handballverband zu verankern. Zwei wichtige Prioritäten wurden gesetzt. Die Talentsichtung und Talententwicklung wurde verbessert und die Zusammenarbeit mit Olympiatoppen wurde verstärkt. Es wurden Jugendnationaltrainer etabliert, die nicht nur für die Jugendnationalteams zuständig waren, sondern auch für die Entwicklung regionaler Talentgruppen und kompetenteren Jugendtrainern. Dadurch wurde das gesamt Talentprogramm zentralisiert, da der Handballverband die Aktivitäten und das "Programmdesign" vorgab. Die engere Zusammenarbeit mit Olympiatoppen verbesserte die Trainings- und Diagnostikmöglichkeiten des Aktiventeams. Das dort vorhandene Netzwerk und die Zusammenarbeit mit Trainern und Athleten aus anderen Sportarten führte zu einem enorm hilfreichen Wissenstransfer in den Bereichen Coaching, medizinischer Betreuung, Ernährung und dem Athletiktraining.
Diese langfristige Strategie des norwegischen Handballverbands wurde unterstützt durch eine starke Kontinuität in der Führung des Verbandes in den 1990er und 2000er Jahren. "The General Secretary of the federation occupied his position from mid 1980s until 2003. Further, only two individuals held the position as President of the federation during the same period. Last but not least, only two head coaches were in charge of the team from 1984 to 2009: S.T. Jacobsen for 9 years and M. Breivik for 15 years." Einer der wichtigsten Personen war dabei der langjährige Generalsekretär Niels Hertzberg (1984 - 2003), der zahlreiche Strategien und Strukturen einführte und etablierte.
Eine seiner grundlegendsten Ideen wird als dritte Säule des norwegischen Erfolgs im Frauenhandball angesehen. "One of Hertzerg’s basic ideas was to adopt a certain type of management, emphasising competence and delegation of responsibility to skilled employees. This kind of leadership was further developed and realised through national coach Breivik and her coaching practice." D.h. die Angestellte und Spielerinnen wurden in ihrer Individualität und Verantwortung für sich selbst, nicht nur in ihrem sportlichen Leben, gestärkt und gefördert. Ein Leitzsatz war dabei "Athletic development should be accompanied by development as a human being. This way it is easier to reach your full performance potential as an athlete."
Zusammenfassend sieht Ronglan den langfristigen Erfolg als Resultat dieser drei beschriebenen Hauptfaktoren an, betont aber gleichzeitig, dass vorallem auch die Balance zwischen Koninuität und Erneuerung entscheidend dazu beitrug: "The handball federation and the women’s team have, over the last decades, managed to combine continuity of key personnel and coaching principles with necessary innovation. The latter has required a continuous focus on research, knowledge development and knowledge exchange. Time will show if they manage the balance as well in the coming years."
Der komplette Text steht in Englisch im Anhang zur Verfügung.